Berlin (epd). Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) und der israelische Botschafter Ron Prosor haben vor einer wachsenden Ausgrenzung jüdischer Künstlerinnen und Künstler in Deutschland und Europa gewarnt. Derzeit seien besorgniserregende Entwicklungen in Teilen der Kulturlandschaft zu beobachten, erklärten beide am Freitag in Berlin: „Israelische und jüdische Künstlerinnen und Künstler berichten zunehmend von Anfeindungen, Ausladungen und Boykottaufrufen.“
Weimer betonte, Menschen wegen ihrer Herkunft, ihres Glaubens oder ihrer jüdischen Identität von Bühnen auszuschließen, sei eine „besonders perfide Form des gegenwärtigen Antisemitismus“. Diese neue Form der Stigmatisierung und Einschränkung der Kunstfreiheit sei unerträglich und widerspreche den Grundwerten der Bundesrepublik Deutschland.
Prosor betonte, jüdischen Musikern würden auf Festivals und Konzerten zunehmend Auftritte verwehrt. Egal ob Schauspiel, Regie, Musik oder in der Club-Szene, die Zahl der Buchungen gehe systematisch zurück. „Wir spüren wachsende Aggressionen und eine schleichende Ausgrenzung“, erklärte der Botschafter. Seit dem Skandal beim Eurovision Song Contest im Mai 2025 unter anderem mit Anfeindungen gegen Israels Sängerin Yuval Raphael, eine Überlebende des Hamas-Terrorangriffs vom 7. Oktober 2023, habe es einen Dammbruch gegeben.
Prosor forderte, dem Israel- und Judenhass in der Kunst- und Kulturszene gemeinsam die Stirn zu bieten. Der Antisemitismus habe „das Kostüm gewechselt“, betonte er: „Die judenfeindlichen Parolen von gestern sind der Israelhass von heute.“