Wohnungsnot: Verband warnt vor wachsender Verarmung

Wohnungsnot: Verband warnt vor wachsender Verarmung
21.08.2025
epd
epd-Gespräch: Lukas Philippi

Berlin (epd). Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) hat größere Anstrengungen zur Beseitigung der Wohnungsnot gefordert. „Das vom Europäischen Parlament und vom Bundestag ausgegebene Ziel, bis 2030 die Obdach- und Wohnungslosigkeit abzuschaffen, ist unrealistisch“, sagte die BAGW-Vorsitzende Susanne Hahmann dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Steigende Mieten führten vielmehr zu einer Verarmung immer breiterer Schichten.

Die Politik müsse nun an allen verfügbaren Stellschrauben drehen, um die grassierende Wohnungsnot zu überwinden, sagte Hahmann weiter: „Der Um- und Neubau muss angekurbelt, Zwangsräumungen müssen vermieden werden.“ Hahmann ist Geschäftsführerin der Diakonie Michaelshoven Soziale Hilfen GmbH in Köln.

Das Statistische Bundesamt hatte im Juli einen erneuten Anstieg der Wohnungslosenzahlen in Deutschland gemeldet. Demnach waren zum Stichtag 31. Januar 2025 rund 474.700 Menschen in überlassenem Wohnraum, bei Freunden, in Sammelunterkünften oder Einrichtungen für Wohnungslose untergebracht, acht Prozent mehr als im Vorjahr.

„Zentrale Stellschraube ist der bezahlbare Wohnraum“, sagte Hahmann: „Die Anzahl der Wohnungen mit Sozialbindung muss wieder steigen. Wir befinden uns heute in einer Krise, die absehbar war, und vor der wir schon vor 20 Jahren gewarnt haben.“ Hahmann warnte zugleich vor den sozialen Folgen wachsender Wohnungsnot, „die für betroffene Menschen dramatisch und die Kommunen umso teurer werden“. Menschen in Wohnungen zu halten, sei deshalb eine präventive Maßnahme.

Mit Blick auf die von den Jobcentern vorgegebenen Mietobergrenzen bei der Wohnungssuche sagte Hahmann, angesichts des knappen Wohnungsangebots müssten entweder die Mietobergrenzen in den Kommunen angehoben oder verstärkt Einzelfalllösungen gefunden werden. Dabei sei das Problem der Wohnungslosigkeit nicht auf Städte beschränkt.

Hahmann betonte, es hänge nun an Bundesbauministerin Verena Hubertz (SPD), inwieweit der Nationale Aktionsplan zur Beseitigung der Wohnungslosigkeit bis 2030 mit finanziellen Mitteln ausgestattet und mit konkreten Maßnahmen untermauert wird. „Nur dann kann sich etwas bewegen“, sagte die Diakonie-Geschäftsführerin: „Das Recht auf eine Wohnung ist ein wichtiges Menschenrecht.“