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Anglikanische Weltgemeinschaft
Wegen einer Frau an der Spitze droht Spaltung der Kirchen
Für Erzbischof Laurent Mbanda aus Ruanda ist die Sache klar: Die Spaltung der weltweiten anglikanischen Gemeinschaft ist längst eine Tatsache. Verantwortlich macht er jene anglikanischen Kirchen, die Frauen und Homosexuelle in geistlichen Ämtern zulassen. Das verstoße gegen das Wort Gottes, welches in der Bibel für alle Zeiten festgeschrieben stehe, schreibt Mbanda Mitte Oktober in seiner Funktion als Vorsitzender der Global Anglican Future Conference (GAFCON), einer Bewegung innerhalb der anglikanischen Gemeinschaft, die sich seit Jahren kritisch gegenüber liberalen sexualethischen Positionen in anderen anglikanischen Kirchen äußert. "Der Neustart unserer geliebten Gemeinschaft liegt nun ausschließlich in den Händen von GAFCON. Wir sind bereit, die Führung zu übernehmen", heißt es da. Man wolle die anglikanische Welt neu ordnen. Künftig werde der wahre Anglikanismus von der Global Anglican Communion vertreten und nicht mehr von der Anglican Communion.
Die Kirchen, die hierzu gehören wollen, müssen laut Erzbischof Mbanda aus ihren Satzungen den Bezug auf das bisherige geistliche Oberhaupt der anglikanischen Gemeinschaft und ihre Mutterkirche streichen: den Erzbischof von Canterbury und die Church of England. Sie dürften nicht mehr an Treffen teilnehmen, die der Erzbischof von Canterbury einberuft, und kein Geld mehr von dem anglikanischen Rat annehmen, über den die weltweite Arbeit der Konfessionsgemeinschaft bisher finanziert wird. Während GAFCON noch nicht endgültig mit der Church of England gebrochen hat, wäre die Global Anglican Communion die echte Abspaltung – aber nur, wenn sich anglikanische Kirchen von der Mutterkirche lossagen.
Die Erklärung Mbandas ist eine Reaktion darauf, dass Anfang Oktober Sarah Mullally, die Bischöfin von London, zur Nachfolgerin des bisherigen Erzbischofs von Canterbury, Justin Welby, ernannt wurde. An dieses Amt ist die Führung der Church of England geknüpft, der Mutterkirche aller 42 anglikanischen Kirchen, die im britischen Kolonialreich weltweit gegründet wurden.

