Düsseldorf, Solingen (epd). Die Opferbeauftragte des Landes Nordrhein-Westfalen, Barbara Havliza, zieht zum ersten Jahrestag des Messeranschlags von Solingen ein positives Fazit der Betreuung von Betroffenen. „Nach den Rückmeldungen, die uns erreicht haben, ist die Betreuung der uns bekannten Betroffenen zeitnah, unkompliziert und umfassend geschehen“, sagte die Juristin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sowohl der Bundesopferbeauftragte als auch ihr Team hielten seit dem „ersten Tag nach dem Ereignis bis heute Kontakt zu den Betroffenen, die dies noch wünschen“.
Bei dem mutmaßlich islamistisch motivierten Angriff auf Besucher des Festes zum 650-jährigen Bestehen der Stadt Solingen waren am 23. August 2024 drei Menschen getötet und mehrere schwer verletzt worden. Am Samstag wird der Opfer des Anschlags gedacht. An der Gedenkveranstaltung am Tatort in der Solinger Innenstadt nehmen NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) sowie mehrere Ministerinnen und Minister teil, auch Havliza zählt zu den Gästen.
Nach dem Anschlag seien die Betroffenen vom Bundesopferbeauftragten und von der Opferbeauftragten des Landes NRW in einem gemeinsamen Anschreiben kontaktiert worden, erklärte Havliza. „In diesem Schreiben werden sie bereits über die Möglichkeit, jederzeit und ohne zeitliche Begrenzung Kontakt zu uns aufnehmen zu können, informiert.“ Zudem sei eine Hotline zu einem Team von Psychologinnen und Psychologen geschaltet worden, an die sich Betroffene weiterhin wenden könnten.
Zunächst habe ihre Dienststelle, die Büros in Köln und Hamm unterhält, die Betroffenen in gewissen Abständen proaktiv kontaktiert, um zu erfahren, wie es ihnen geht und ob sie bestimmte Hilfestellungen benötigen. Bis zu 17 Menschen seien über die Dienststelle im Rahmen der Einzel- und Familienbetreuung im Einsatz gewesen. „Je nach Befinden der Betroffenen fragen wir nach einer gewissen Zeit, ob sie unsere Nachfrage weiterhin wünschen oder ob sie sich selber melden möchten, wenn sie etwas benötigen oder Fragen haben“, erläuterte Havliza.
Nach Einschätzung der Juristin erhielt der Opferschutz in den vergangenen Jahren „erheblich größere Bedeutung“. In der Vergangenheit sei es leider oft üblich gewesen, dass sich nach einer Straftat „der Fokus der Berichterstattungen und des allgemeinen Interesses auf den möglichen Täter, die Ermittlungen und die politischen Verantwortlichkeiten konzentriert“, beklagte Havliza. „Die Betroffenen geraten sehr schnell aus dem Blick.“ Das könne dazu führen, dass sich Betroffene „kaum noch gesehen und mit dem Erlebten allein fühlen“.
Das Amt einer oder eines Opferbeauftragten wurde in NRW im Jahr 2017 eingerichtet. Zu den Aufgaben gehört die Betreuung von Opfern von Gewalttaten, die Kooperation mit Opferhilfeeinrichtungen, die Zusammenarbeit mit Behörden und Gerichten und die Vorlage von Tätigkeitsberichten.