Potsdam (epd). Mitglieder des Aktionsorchesters „Lebenslaute“ haben aus Protest gegen Abschiebungen und Zurückweisungen von Migranten an den Grenzen am Freitag in Potsdam die Baustelle des neuen Bundespolizeipräsidiums besetzt. Die Polizei sprach von einer zweistelligen Personenanzahl, die an der nicht angemeldeten Versammlung im Stadtteil Teltower Vorstadt teilgenommen habe. Die Aktion wurde nach etwas mehr als zwei Stunden beendet.
Die Aktivisten von „Lebenslaute“ teilten mit, dass sie „unbeeindruckt“ vom Polizeieinsatz „ein Konzert mit Klassik und Weltmusik“ gespielt hätten. Unterstützung erhielten sie demnach von Aktivisten des „Zentrums für Politische Schönheit“ und dem mit Lautsprechern ausgestatteten sogenannten „Adenauer-Bus“, einem umgebauten Gefangenen-Transporter.
Die Polizei wertete diese Unterstützergruppe außerhalb des Baustellengeländes als weitere, nicht angemeldete Versammlung. Es gab Anzeigen wegen Hausfriedensbruchs und wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz, teilte die Polizeidirektion West mit.
Demnach hatten sich die Aktivisten unberechtigt Zutritt zum Gelände verschafft. Die Versammlung auf dem Gelände sei nach einem Kooperationsgespräch mit der Polizei gegen 12.15 Uhr beendet worden. Die Aktivisten hätten das Gelände eigenständig verlassen.
Die Aktion von „Lebenslaute“ erfolgte im Rahmen ihrer vor wenigen Tagen angekündigten Aktionswoche „Mit Pauken und Trompeten gegen Grenzzäune und Raketen“. Geplant waren mehrere Auftritte in Potsdam sowie in Eisenhüttenstadt vor einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge.
In der Pressemitteilung zur Aktion am Freitag hieß es, damit solle gegen die Rolle der Bundespolizei demonstriert werden, die diese „bei der Abschiebepolitik der Regierung spielt“.
„Lebenslaute“ warf einzelnen Bundespolizisten aggressives Verhalten gegenüber Medienvertretern vor. Insgesamt sei ein zweistündiges Konzert gespielt worden. Die Bauarbeiten seien für den Tag unterbrochen worden. Zwischen den Musikstücken sei vom „Adenauer-Bus“ eine weithin deutlich vernehmbare Aufforderung an die Beamten verlesen worden, das Grundgesetz zu achten und den Dienst zu verweigern, wenn sie aufgefordert würden, sich an illegalen Abschiebungen und Grenzkontrollen zu beteiligen.
„Lebenslaute“ kündigte für Samstag weitere Auftritte in Potsdam an. So wollen die Musikaktivisten um 11 Uhr am Denkmal zu Ehren der Deserteure am Platz der Einheit und am Abend um 19 Uhr in einer Kirche spielen.