Ein Jahr nach Anschlag: Jeder dritte Solinger fühlt sich verunsichert

Ein Jahr nach Anschlag: Jeder dritte Solinger fühlt sich verunsichert

Köln (epd). Ein Jahr nach dem terroristischen Anschlag beim Solinger Stadtfest fühlt sich jeder dritte Einwohner der Stadt einer Studie zufolge auf öffentlichen Plätzen, in Parks oder im Öffentlichen Nahverkehr nicht sicher. In den ersten Wochen und Monaten nach der Tat waren demzufolge noch rund 60 Prozent der Befragten verunsichert, wie eine am Freitag vom WDR veröffentlichte Umfrage ergab. 55 Prozent der Solinger haben der Umfrage zufolge wenig oder kein Vertrauen in Politik, Behörden und Polizei, solche Anschläge zukünftig verhindern zu können.

Der Anschlag hat auch den Blick auf die Migrationspolitik verändert: Vor dem Anschlag hatten 31 Prozent eine negative Einstellung zum Thema Zuwanderung. Nach dem Anschlag gaben zusätzlich 23 Prozent der Befragten an, eine kritischere Haltung zur Flüchtlingsaufnahme zu haben. Zugleich bewerteten die Menschen das Miteinander von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in Solingen eher positiv. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) sieht es als gut oder sehr gut.

Auch das Engagement für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt nahm zu: Fast jeder Fünfte gab an, sich in den zurückliegenden zwölf Monaten neu in Vereinen, Initiativen oder im Privaten engagiert zu haben. Vor dem Anschlag waren bereits 32 Prozent der Befragten aktiv. Für die Studie befragte das Meinungsforschungsinstitut infratest dimap im Auftrag des WDR telefonisch und repräsentativ vom 30. Juli bis 11. August 2025 insgesamt 1.001 zufällig ausgewählte, deutschsprachige Solingerinnen und Solingern ab 18 Jahren.

Bei dem islamistisch motivierten Messerangriff am 23. August 2024 hatte ein als Asylbewerber nach Deutschland gekommener 26-jähriger Syrer gezielt auf Besucher des Festes zum 650-jährigen Bestehen der Stadt eingestochen. Eine 56-jährige Frau und zwei Männer im Alter von 56 und 67 Jahren wurden getötet. Acht Menschen wurden durch Stiche verletzt, mehrere von ihnen schwer, und zwei weitere Festbesucher erlitten bei den Angriffen vor allem Schäden an der Kleidung - die Ermittlungsbehörden sprechen deshalb von zehn Verletzten. Gegen den mutmaßlichen Täter Issa al H. läuft derzeit der Prozess vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf.