Frankfurt a.M., Port Sudan (epd). In der seit Monaten umkämpften sudanesischen Stadt Al-Faschir spitzt sich laut den Vereinten Nationen die Hungerkrise zu. Die Stadt sei von der Versorgung mit humanitärer Hilfe abgeschnitten und dort festsitzenden Familien drohe inzwischen der Hungertod, teilte das UN-Welternährungsprogramm (WFP) am Dienstag in Port Sudan mit. Demnach konnte das Hilfswerk wegen der Blockade der Zugangsstraßen seit mehr als einem Jahr keine Nahrungsmittelhilfen mehr auf dem Landweg in die Hauptstadt des Bundesstaates Nord-Darfur bringen.
Die Menschen in der Stadt befänden sich in einem täglichen Überlebenskampf, sagte der WFP-Regionaldirektor für das östliche und südliche Afrika, Eric Perdison. Die Bewältigungsmechanismen der Menschen seien nach mehr als zwei Jahren Krieg „völlig erschöpft“.
Der Krieg im Sudan begann im April 2023 mit Kämpfen in der Hauptstadt Khartum. Hintergrund ist ein Konflikt um die Macht zwischen der regulären Armee und der RSF-Miliz. Al-Faschir ist die einzige größere Stadt in der Darfur-Region, die nicht unter der Kontrolle der RSF ist. In dem nahe der Stadt gelegenen Vertriebenenlager Zamzam wurde bereits vor einem Jahr eine Hungersnot bestätigt, die höchste Stufe einer Hungerkrise.
Nach Angaben des WFP sind die Lebensmittelpreise in Al-Faschir enorm gestiegen. Die Preise für Grundnahrungsmittel wie Sorghum oder Weizen liegen demnach bis zu 460 Prozent über dem landesweiten Durchschnitt. Es gebe Berichte über Familien, die Tierfutter oder Essensabfälle zu sich nähmen, um zu überleben. Das UN-Hilfswerk kritisierte auch Angriffe auf die zivile Infrastruktur, darunter Märkte und Kliniken.
Der Konflikt in dem nordostafrikanischen Land hat eine der schwersten humanitären Krisen der jüngeren Vergangenheit ausgelöst. Laut UN-Daten sind 24,6 Millionen Menschen von akutem Hunger betroffen, etwa die Hälfte der Bevölkerung.
Auch die Hilfsorganisation Care warnte vor einer Zuspitzung der Hungerkrise im Sudan. „Neben der Gewalt und dem beschränkten Zugang für Hilfsorganisationen gefährden massive Mittelkürzungen unsere Arbeit“, sagte der Care-Länderdirektor im Sudan, Abdirahman Ali. Hilfsmaßnahmen stünden vor dem Kollaps, der Ernährungssektor sei chronisch unterfinanziert. „Wenn die Weltgemeinschaft nicht handelt, werden noch mehr Menschen sterben.“