"Mayors for Peace"-Vize: Atombombe zurück auf weltpolitischer Bühne

"Mayors for Peace"-Vize: Atombombe zurück auf weltpolitischer Bühne
05.08.2025
epd
epd-Gespräch: Sonja Scheller

Hannover (epd). Anlässlich des 80. Jahrestags des Atomwaffenabwurfs auf Hiroshima hat der Vizepräsident der „Mayors for Peace“, Belit Onay (Grüne), die Gefahr erneuter nuklearer Bedrohungen hervorgehoben. „Die Atombombe ist leider mit voller Wucht wieder zurück auf der weltpolitischen Bühne“, sagte der hannoversche Oberbürgermeister, unter anderem mit Blick auf die Drohgebärden Russlands gegenüber der Ukraine und in Richtung der USA.

„Wir wollen Frieden weltweit“, betonte Onay im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Am 6. August 1945 warf ein US-Bomber die vier Tonnen schwere Atombombe „Little Boy“ über Hiroshima ab, eine weitere Atombombe explodierte am 9. August über Nagasaki. Hunderttausende Menschen starben unmittelbar oder an den Folgen der Strahlenschäden.

Mit Blick auf die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs betonte er: „Diese Waffen sind perfide und zerstörerisch.“ Menschen seien in nächster Nähe verdampft und in etwas weiterer Distanz zerfetzt worden. Über Generationen hinweg hätten viele unter den Spätfolgen der Strahlung gelitten. Diese „schmerzhaften Erfahrungen“ seien mahnende Beispiele und die Hauptmotivation der „Mayors for Peace“ (Bürgermeister für den Frieden), sich für atomare Abrüstung einzusetzen.

Die Grundlage für eine weltweite Abrüstung bilde der Atomwaffenverbotsvertrag, erklärte Onay. Er kritisierte, dass die Nato-Staaten dem Vertrag noch nicht beigetreten seien. Deutschland habe bislang eine vermittelnde Rolle eingenommen und sei bei den Vertragsstaaten-Konferenzen als Beobachter dabei gewesen. Dass die Bundesregierung im März dieses Jahres nicht vertreten war, habe „für sehr viel Frustration gesorgt“.

Mit Blick auf die Logik nuklearer Abschreckung äußerte Onay Zweifel: „Fraglich ist, ob im Ernstfall bei einem Angriff zum Beispiel auf die baltischen Staaten Frankreich diese Waffen einsetzen und damit Paris und sich selbst zum Angriffsziel machen würde. Und wie sehr sind die USA bereit, eigene Städte für andere Partner aufs Spiel zu setzen?“ Diese Überlegungen zeigten, wie brüchig und theoretisch das Abschreckungskonzept sei.

Gleichzeitig warnte er vor blindem Vertrauen. „Völkerrecht heißt Verbindlichkeit und Transparenz.“ Es brauche Sicherungssysteme und Kontrollmechanismen, um eine neue atomare Aufrüstung zu verhindern. Die Vereinten Nationen und die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) könnten dafür einen Rahmen schaffen.

Dem Netzwerk „Mayors for Peace“ gehören über 8.000 Städte und Gemeinden aus 166 Ländern an. In Deutschland sind über 900 Mitglieder dem Bündnis beigetreten. Hannover und Hiroshima verbindet eine Städtepartnerschaft.