Theologe Bärsch zu Gästebüchern: Menschen wollen Spuren hinterlassen

Theologe Bärsch zu Gästebüchern: Menschen wollen Spuren hinterlassen
04.08.2025
epd
epd-Gespräch: Karen Miether

Eichstätt (epd). Gästebücher in Kirchen oder Museen werden nach Ansicht des Eichstätter Theologen Jürgen Bärsch so schnell nicht aus der Mode kommen. „Der Kirchenraum strahlt wie auch ein Museum Tradition aus“, sagte der Professor der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Da passt es dazu, sich ganz nach alter Schule handschriftlich mitzuteilen.“ Digitale Formate würden dies absehbar nicht ersetzen.

Wenn Menschen in die Gästebücher schrieben, wollten sie Spuren hinterlassen, erläuterte Bärsch. „Dahinter verbirgt sich der Versuch, sich in Erinnerung zu halten - anders als das im flüchtigen Internet der Fall ist.“ Dabei gehe es manchen auch darum, ihre Anliegen in den Kirchen zu hinterlassen und sie damit vor Gott zu bringen. Teils griffen Gemeinden oder auch Klostergemeinschaften diesen Wunsch auf, indem sie die Einträge in Fürbitte-Gebeten vortrügen.

Die entfernten Vorläufer der heutigen Gästebücher in Kirchen reichten weit zurück, bis ins frühe Mittelalter, sagte der Theologe. Schon damals hätten Menschen in den Kirchen die Namen von Verstorbenen notiert und in Altarplatten eingraviert. „Mit dem Namen standen aus ihrer Sicht der Mensch und sein Anliegen vor Gott.“

Später wurden Gästebücher vor allem in besonderen Kirchen wie Wallfahrtskirchen ausgelegt, wie Bärsch erklärt. „Auch da gibt es eine alte Kultur, wenn Sie an die Ex-Voto-Tafeln denken. Solche Tafeln wurden in Wallfahrtskirchen aufgehängt als Dank dafür, dass ein Gebetsanliegen erhört wurde. An diesen Tafeln lässt sich ablesen, mit welchen Nöten und Sorgen die Menschen in die Kirche kamen.“ Heute seien Gästebücher noch immer in Kirchen verbreitet, die Reisende in besonderer Weise zur Rast einladen, beispielsweise in Autobahnkirchen.