Wiesbaden (epd). Die Geburtenraten sinken, doch die Menschen in Deutschland wollen nicht weniger Kinder. Nach Daten des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung vom Mittwoch wünschten sich Frauen in den Jahren 2023 und 2024 im Schnitt 1,76 Kinder, Männer 1,74 Kinder. Der Kinderwunsch blieb demnach nahezu konstant (2021 und 2022: Frauen 1,76 Kinder, Männer 1,71 Kinder).
Mitte Juli hatte das Statistische Bundesamt mitgeteilt, dass die Geburtenrate von 1,38 Kindern pro Frau im Jahr 2023 auf 1,35 Kinder im Jahr 2024 gesunken sei. Das Bundesinstitut erklärte, durch den Rückgang der Geburtenrate bei gleichbleibender Zahl gewünschter Kinder habe sich der sogenannte Fertility Gap vergößert. Die Forscherin Carmen Friedrich erläuterte, Kinder zu bekommen bleibe ein zentrales Lebensziel für die meisten jungen Leute: „Der derzeitige Geburtenrückgang zeigt also keinen Rückgang der Familienorientierung, sondern weist vielmehr auf ein Aufschieben von Geburten hin.“
Die Autoren der Studie vermuten eine wichtige Erklärung für den wachsenden Fertility Gap in einer „subjektiv empfundenen Unsicherheit“ junger Menschen. Diese Unsicherheit ergebe sich aus internationalen Krisen wie Kriegen und Erderwärmung sowie aus ungewissen persönlichen Rahmenbedingungen. Mitautor Martin Bujard erklärte, Unsicherheit wirke sich negativ auf die Familienplanung aus. „Verlässliche Kindertagesbetreuung, bezahlbarer Wohnraum und politische Handlungsfähigkeit sind essenziell, um jungen Menschen Sicherheit zu geben“, empfahl er.
Für seine Analyse nutzte das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung repräsentative Daten des familiendemografischen Panels FReDA. Grundlage dieser Auswertung seien die Antworten von 16.000 Befragten in Deutschland im Alter von 18 bis 52 Jahren zwischen Mai 2023 bis Februar 2024 gewesen, teilte das Bundesinstitut dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit.