Frankfurt a.M. (epd). Aus Sicht von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) müssen die Menschen in Deutschland mehr und länger arbeiten. „Es kann auf Dauer nicht gut gehen, dass wir nur zwei Drittel unseres Erwachsenenlebens arbeiten und ein Drittel in Rente verbringen“, sagte sie der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Samstag): „Der demografische Wandel und die weiter steigende Lebenserwartung machen es unumgänglich: Die Lebensarbeitszeit muss steigen.“
Reiche forderte, die Anreize für Frühverrentungen zu stoppen und Anreize dafür zu schaffen, länger zu arbeiten. Das früher bei 65 Jahren liegende Renteneintrittsalter wird seit 2012 schrittweise angehoben und 2031 bei 67 Jahren liegen. Diese Altersgrenze gilt für alle, die 1964 oder später geboren wurden. Ein vorgezogener Rentenstart ist möglich, wenn Abschläge hingenommen werden; zudem gibt es Ausnahmen etwa für besonders langjährig Versicherte und für Schwerbehinderte. Im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD heißt es: „Statt einer weiteren Erhöhung des gesetzlichen Renteneintrittsalters wollen wir mehr Flexibilität beim Übergang vom Beruf in die Rente.“
Reiche sagte, auch bei den Arbeitsstunden hinke Deutschland hinterher: „Im internationalen Vergleich arbeiten die Deutschen im Durchschnitt vergleichsweise wenig.“ Unternehmen, die sowohl in der Bundesrepublik als auch in den Vereinigten Staaten Standorte unterhielten, hätten ihr berichtet, dass die deutschen Beschäftigten im Durchschnitt 1.340 Stunden im Jahr tätig seien, die Amerikaner hingegen 1.800 Stunden.
Die CDU-Politikerin sagte: „Was im Koalitionsvertrag an Reformen steht, wird auf Dauer nicht reichen.“ Die Renten-, Kranken- und Pflegeversicherungen stießen an ihre Grenzen, die sozialen Sicherungssysteme seien überlastet. „Die Kombination aus Lohnnebenkosten, Steuern und Abgaben machen den Faktor Arbeit in Deutschland auf Dauer nicht mehr wettbewerbsfähig“, warnte die Ministerin.