US-Nationalarchiv publiziert Dokumente zu Mord an Martin Luther King

US-Nationalarchiv publiziert Dokumente zu Mord an Martin Luther King
Vor 57 Jahren wurde in den USA der schwarze Bürgerrechtler Martin Luther King ermordet. Nun veröffentlicht das Nationalarchiv auf Geheiß von Präsident Trump bislang geheim gehaltene Akten zu dem Verbrechen, das die USA erschütterte.

Washington (epd). Das US-Nationalarchiv hat viele Tausend Dokumente zum Mord am Bürgerrechtler und Friedensnobelpreisträger Martin Luther King online veröffentlicht. Präsident Donald Trump hatte die Freigabe der ehemals geheimen Akten angeordnet, wie auch die Freigabe von Dokumenten zum Attentat auf Präsident John F. Kennedy im Jahr 1963. Justizministerin Pam Bondi sagte am Montag (Ortszeit), das amerikanische Volk habe „Jahrzehnte nach dem entsetzlichen Mord ein Recht auf Antworten.“

King wurde am 4. April 1968 im Alter von 39 Jahren in Memphis (US-Bundesstaat Tennessee) erschossen. Der schwarze Baptistenpastor organisierte dort eine Solidaritätskampagne für streikende Arbeiter der Müllabfuhr. Der vorbestrafte und anscheinend aus rassistischen Motiven handelnde James Earl Ray wurde festgenommen, vor Gericht gestellt und als Todesschütze verurteilt.

Seitdem halten sich Gerüchte, Ray sei möglicherweise unschuldig, er habe nicht allein gehandelt, und Organe des Staates könnten etwas mit dem Mord zu tun haben. In einer Erklärung anlässlich der Dokumentenfreigabe bekräftigten Kings Kinder, Martin Luther King III. und Bernice King, ihre Zweifel an Rays Schuld. Ray starb 1998 im Gefängnis.

Die Ermittlungsbehörde FBI hatte King und andere Bürgerrechtler jahrelang observiert, mit Spitzeln infiltriert und Telefone abgehört. King war die bekannteste Führungsfigur der Bürgerrechtsbewegung. Im August 1963 hielt er seine weltbewegende „Ich habe einen Traum“-Rede. Darin verlieh er seiner Hoffnung Ausdruck, dass seine Kinder einmal in einem Land leben werden, „in dem man sie nicht nach der Farbe ihrer Haut, sondern nach dem Wesen ihres Charakters beurteilt“.

Der Bürgerrechtsaktivist Al Sharpton sagte laut dem Sender CNN, die Regierung habe die Dokumente nicht aus Gründen der Transparenz freigegeben. Vielmehr wolle Trump von dem „Feuersturm“ über die „Epstein-Akten“ ablenken. Bei dieser Kontroverse geht es um Trumps Beziehungen zu dem Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, der 2019 im Gefängnis starb.

Der Historiker Larry Sabato sagte der „New York Times“, man müsse die Dokumente „vorsichtig“ lesen und dürfe sie nicht für bare Münze nehmen. Er sei grundsätzlich skeptisch bei FBI-Berichten über King. Es sei möglich, dass Agenten Material erfunden hätten, um dem damaligen FBI-Direktor J. Edgar Hoover zu gefallen. Viele der Dokumente seien kaum zu entziffern, schrieb die Zeitung. Sie enthielten auch Hunderte Zeitungsartikel.

Martin Luther King III. und Bernice King betonten, man müsse das Material in seinem „gesamten historischen Kontext“ sehen. Das FBI habe King und die Bürgerrechtsbewegung diskreditieren und zerschlagen wollen. Das sei auch ein „bewusster Angriff auf die Wahrheit“ gewesen.

Die Kennedy-Dokumente waren bereits im März freigegeben worden. Sie enthielten keine grundsätzlich neuen Informationen über die Beweggründe des Attentats auf den Präsidenten.