Beauftragter: Außenpolitik wird stärker "Faktor Religion" mitdenken

Beauftragter: Außenpolitik wird stärker "Faktor Religion" mitdenken
19.07.2025
epd
epd-Gespräch: Corinna Buschow

Berlin (epd). Der neue Beauftragte der Bundesregierung für weltweite Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Thomas Rachel (CDU), will dafür sorgen, dass das Thema Religion in der Außenpolitik mehr Aufmerksamkeit bekommt. Für Milliarden Menschen bestimmten Religion und Weltanschauung, wie sie ihr Leben führen, sagte Rachel in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Religion spiele in vielen Ländern eine zentrale Rolle und damit auch in den internationalen Beziehungen. „Daher müssen auch wir in unserem Verständnis von Außenpolitik den Faktor Religion immer mitdenken, unabhängig, ob man selbst gläubig ist oder nicht“, sagte Rachel.

Die neue Bundesregierung hat den Beauftragten für Religionsfreiheit, der bislang im Entwicklungsministerium saß, dem Auswärtigen Amt zugeordnet. Dies stärke das weltweite Engagement der Bundesregierung für die Religionsfreiheit, sagte Rachel. „Stärker als bisher lassen sich nun diese Fragen im diplomatischen Austausch zwischen den Regierungen integrieren“, sagte er.

Die vorherige Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte das 2016 vom damaligen SPD-Außenminister Frank-Walter Steinmeier gegründete Referat „Religion und Außenpolitik“ ruhen lassen, nachdem es Kritik an einer Personalie aus dem Zentralrat der Muslime gegeben hatte. Unter Außenminister Johann Wadephul (CDU) soll die Arbeit offenbar wieder aufleben. „Über die Jahre wurde viel Kompetenz zu diesem Themenfeld entwickelt“, sagte Rachel. Daran könne man anknüpfen „und neue Akzente setzen“.

Rachel, der selbst Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises von CDU/CSU ist, sagte, Teil seiner Aufgabe werde der Dialog „mit und zwischen den Religionsgemeinschaften“ sein. Die Rolle von Religionen könne ambivalent sein, räumte er ein. Religiöse Akteure könnten in Friedensprozessen eine entscheidende Vermittlerrolle übernehmen, sagte er und verwies auf Kolumbien. Religion werde aber auch missbraucht, um Gewalt und Intoleranz zu rechtfertigen, sagte Rachel und nannte als Beispiel den „Islamischen Staat“, der in der Vergangenheit große Teile Syriens mit Gräueltaten terrorisierte.

Zu den von der Bundesregierung geplanten Abschiebungen nach Syrien äußerte sich der neue Religions- und Weltanschauungs-Beauftragte zurückhaltend. „Was Syrien jetzt am dringendsten braucht, ist Stabilität und ein inklusiver Transitionsprozess“, sagte er. Von der syrischen Regierung erwarte man, den Schutz der religiösen Minderheiten in Syrien sicherzustellen. „Im Übrigen werden in Deutschland Entscheidungen über Asyl und Aufenthalt stets an den Umständen des individuellen Einzelfalls entschieden. Das halte ich auch für richtig so“, sagte Rachel.