Bolivien: Polizei soll in Hochburg von Ex-Präsident Morales zurück

Bolivien: Polizei soll in Hochburg von Ex-Präsident Morales zurück

Iquique, La Paz (epd). Mehr als einen Monat nach Protesten von Anhängern des ehemaligen Präsidenten Evo Morales soll die Polizei in die Region Chapare im Zentrum Boliviens zurückkehren. Man habe die Sicherheitskräfte angewiesen, in Zusammenarbeit mit der lokalen Bevölkerung ihre regulären Aufgaben wieder aufzunehmen, teilte Innenminister Roberto Ríos am Mittwoch (Ortszeit) laut der Zeitung „La Razón“ mit.

Die Polizei war Anfang Mai aus dem für die Kokainproduktion bekannten Gebiet abgezogen worden, nachdem es zu teils gewaltsamen Protesten gekommen war. Hintergrund war die Forderung des von 2006 bis 2019 regierenden Morales, trotz eines Urteils des Verfassungsgerichts an den Präsidentschaftswahlen am 17. August teilzunehmen. Die unter Morales eingeführte Verfassung verbietet eine dritte Amtszeit. Organisationen, die Morales nahestehen, drohen nun mit einer Blockade der Wahlen, sollte seine Kandidatur nicht zugelassen werden.

Die Regierung unter Morales' ehemaligem Wirtschaftsminister Luis Arce betonte mehrfach, an den Wahlen trotz der angespannten politischen Lage festzuhalten. Sie stellte einen Plan für einen friedlichen Ablauf der Abstimmung vor. „Wir dürfen nicht zulassen, dass Einzelinteressen die Stabilität des Landes gefährden“, sagte Inneminister Ríos.

Bolivien steckt seit mehr als einem Jahr in einer tiefen politischen und wirtschaftlichen Krise. Das Land leidet unter hoher Inflation und einer anhaltenden Treibstoffknappheit. Morales hat sich von der Regierungspartei abgewandt und ruft regelmäßig zu Protesten auf. Gegen ihn laufen Ermittlungen wegen des Verdachts auf einen Umsturzversuch sowie wegen Geschlechtsverkehrs mit einer Minderjährigen. Morales selbst bestreitet die Vorwürfe und spricht von politischer Verfolgung. Um einer Verhaftung zu entgehen, hält er sich unter dem Schutz teils bewaffneter Anhänger in der Region Chapare auf.