Experte: Nach Friedensschluss noch keine Lösung für Ostkongo in Sicht

Experte: Nach Friedensschluss noch keine Lösung für Ostkongo in Sicht
15.07.2025
epd
epd-Gespräch: Birte Mensing

Nairobi, Kinshasa (epd). Im Ostkongo zeichnet sich laut dem Politikwissenschaftler Fred Bauma nach dem Friedensabkommen zwischen Kongo und Ruanda noch keine Lösung des Konflikts ab. Die von den M23-Rebellen seit Januar installierte Lokalverwaltung werde ausgebaut, sagte der Leiter der kongolesischen Denkfabrik Ebuteli dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sowohl die von Ruanda unterstützte Miliz als auch die kongolesische Armee rüsteten an den Fronten weiter auf.

Unter Vermittlung der US-Regierung hatten der Kongo und Ruanda Ende Juni ein Friedensabkommen geschlossen. Darin einigten sie sich darauf, die territoriale Integrität des Kongo wiederherzustellen und beschlossen ein Ende der Hilfen für bewaffnete Gruppen. Laut den UN unterstützt Ruanda die M23-Rebellen.

Die Erwartungen der Menschen in der Region seien nach der Unterzeichnung des Abkommens hoch gewesen, sagte Bauma. Doch derzeit sehe es so aus, als würden die Rebellen eine „nächste Eskalation vorbereiten, anstatt sich zurückzuziehen“, warnte der 35-jährige Politikwissenschaftler, der die Denkfabrik Ebuteli in Kongos Hauptstadt Kinshasa leitet und auch für das Zentrum für Internationale Zusammenarbeit der University of New York arbeitet.

Die M23-Rebellen hatten im Zuge ihrer Offensive zu Beginn des Jahres große Geländegewinne im Ostkongo gemacht und unter anderem die Millionenstadt Goma eingenommen. Der Konflikt ist vielschichtig. Es geht um die Kontrolle wertvoller Bodenschätze in der Region, etwa das für Elektrogeräte wichtige Coltan. Zugleich behauptet M23, die im Kongo lebenden Angehörigen der Tutsi-Volksgruppe zu schützen.

Eine Lösung des Konflikts hängt laut Bauma davon ab, was bei den von Katar vermittelten direkten Verhandlungen zwischen der kongolesischen Regierung und den M23-Rebellen herauskommt. Dies sei noch unklar. Die USA versuchten bereits, Druck auszuüben. „Nur wenn die USA bereit sind, das ganze Arsenal diplomatischer Hebel einzusetzen, besteht Hoffnung, dass das Abkommen hält“, sagte Bauma. Auch die EU könne mehr Druck auf die ruandische und kongolesische Regierung ausüben.

Fred Bauma ist in Goma aufgewachsen und hat auch dort studiert. Wegen seines Engagements für Frieden im Kongo und öffentlich geäußerter Kritik an der Regierung wurde er 2015 für rund eineinhalb Jahre inhaftiert.