Rom (epd). Papst Leo XIV. hat dazu aufgerufen, in allen Menschen den „Nächsten“ zu sehen. Manchmal betrachte man nur diejenigen als Nächste, „die zu unserem Umkreis gehören, die genauso denken wie wir, die dieselbe Nationalität oder Religion haben“, sagte der Papst während einer Messe am Sonntag in Castel Gandolfo.
Der Papst verwies in seiner Predigt auf die Not von Bedürftigen - gerade von jenen, die Opfer unterdrückender politischer Systeme, von wirtschaftlicher Armut oder Krieg seien, der Träume und Leben zerstöre. Noch als Kardinal hatte der Nachfolger von Papst Franziskus das harte Vorgehen der aktuellen US-Regierung unter Präsident Donald Trump gegen Migranten scharf kritisiert.
Der Blick mache den Unterschied, sagte der Papst weiter. „Man kann sehen und vorübergehen oder sehen und Mitleid empfinden.“ In seiner Predigt ging Leo auf das biblische Gleichnis vom barmherzigen Samariter ein. Dieser hilft einem Mann, der von Räubern überfallen, verwundet am Straßenrand liegt - während ein Priester und ein Levit zuvor gleichgültig an ihm vorbeigehen. Dieser „Fremde und Ketzer“ aber, mache sich „zum Nächsten dieses verwundeten Mannes“. „Jesus verlangt von uns, dasselbe zu tun“, sagte Leo.
Der Papst verbringt noch bis zum 20. Juli seine Ferien in der päpstlichen Sommerresidenz in Castel Gandolfo und hat damit die Tradition vieler seiner Vorgänger wieder aufgenommen. Papst Franziskus verzichtete auf den Urlaub außerhalb der Vatikanmauern. Auch das sonntägliche Angelusgebet sprach Leo in Castel Gandolfo. Für den kommenden Sonntag ist eine Messe im nahe gelegenen Albano geplant.