Braunschweig (epd). Der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns ist am Samstag mit einem Gottesdienst im voll besetzten Braunschweiger Dom in den Ruhestand verabschiedet worden. Der niedersächsische Ministerpräsident Olaf Lies (SPD) würdigte Meyns dafür, dass er sich in seinen Predigten immer wieder gegen Ungerechtigkeit und Ausgrenzung und für Solidarität eingesetzt habe. „Wir brauchen diese Stimme der Kirche.“ Der 63-jährige evangelische Theologe stand elf Jahre an der Spitze der Landeskirche.
Meyns wurde im Gottesdienst vom leitenden Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Landesbischof Ralf Meister aus Hannover, von seinem Dienst entpflichtet. Meyns' Berufsbiografie reiche für ein paar Leben, sagte Meister. Seine Arbeit sei von geistlicher Klarheit, Engagement und Zugewandtheit geprägt gewesen.
Der stellvertretende Vorsitzende des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Tobias Bilz, hob die Freundlichkeit und „vergnügte Gelassenheit“ des scheidenden Bischofs hervor. Gemeinsam mit Synodenpräsident Peter Abramowski würdigte er unter anderem das Engagement des Theologen als Sprecher des Beauftragtenrats der EKD zum Schutz vor sexualisierter Gewalt.
Meyns sagte in seiner Predigt, er sehe deutlicher als noch zu seiner Einführung, wie schnell es mit der christlichen Nächstenliebe vorbei sein könne, wenn es um Geld und Macht gehe. Insbesondere die Auseinandersetzung mit dem Thema sexualisierte Gewalt habe ihm die Illusion genommen, dass die Kirche ein Ort besserer Gerechtigkeit sei. Oft genug gehe es allzu menschlich zu: „Die Kirche ist und bleibt eine Sünderin, aufgerufen, sich laufend selbstkritisch im Lichte der Liebe Gottes zu überprüfen und umzukehren, wo ihr Reden und Handeln der Botschaft des Evangeliums widerspricht.“
Der promovierte Theologe erinnerte an die gesellschaftlichen Herausforderungen dieser Zeit, an Kriege, Flucht, Umweltkrise und soziale Spaltung: „Politische Kräfte gewinnen an Einfluss, die Angst, Hass und Hetze schüren und die freiheitliche demokratische Grundordnung bedrohen.“ Trotzdem sei der Glaube für ihn ein Zeichen des Widerspruchs geblieben. „Wo die Liebe ist, da ist Gott“, zitierte Meyns einen mittelalterlichen Klostergesang. In diakonischem und sozialem Handeln habe er immer wieder Spuren dieser Liebe entdeckt.
In sein Amt wurde Meyns am 5. Juli 2014 eingeführt. Vor seiner Wahl zum Bischof hatte er sich als Experte für Reformprozesse in der Nordkirche profiliert und zum Thema „Management als Mittel der Kirchenreform“ promoviert. In der Landeskirche Braunschweig stieß er einen Zukunftsprozess an - mit dem Ziel, die Kirche im Braunschweiger Land auf allen Ebenen neu aufzustellen. Seit 2016 ist er zudem EKD-Beauftragter für den Kontakt zu den evangelischen Kommunitäten.
Für die Nachfolge des promovierten Theologen kandidieren die Berliner Pröpstin Christina-Maria Bammel und der Münchener Pfarrer Norbert Roth. Die Wahl findet am 22. November statt. Das Amt des Landesbischofs oder der Landesbischöfin ist auf zwölf Jahre befristet. Zur Landeskirche gehören eigenen Angaben zufolge 270 Gemeinden mit rund 274.000 Mitgliedern im Südosten Niedersachsens und im Ostharz.