Wolfenbüttel, Braunschweig (epd). Der braunschweigische Landesbischof Christoph Meyns hat nach eigenen Angaben in seiner Amtszeit einen geschärften Blick auf die Schattenseiten von Kirche und Gesellschaft entwickelt. Insbesondere die Auseinandersetzung mit dem Thema sexualisierte Gewalt als Beauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) habe ihm die Illusion genommen, dass die Kirche ein Ort besserer Gerechtigkeit sei, sagte Meyns am Samstag im Braunschweiger Dom. Der 63-Jährige wurde nach elf Jahren an der Spitze der Landeskirche mit einem Gottesdienst in den Ruhestand verabschiedet.
Er sehe deutlicher als noch zu seiner Einführung, wie schnell es mit der christlichen Nächstenliebe vorbei sein könne, wenn es um Geld und Macht gehe, sagte der evangelische Theologe. Oft genug gehe es allzu menschlich zu: „Die Kirche ist und bleibt eine Sünderin, aufgerufen, sich laufend selbstkritisch im Lichte der Liebe Gottes zu überprüfen und umzukehren, wo ihr Reden und Handeln der Botschaft des Evangeliums widerspricht.“
Meyns wurde am 5. Juli 2014 in sein Amt eingeführt. Vor seiner Wahl zum Bischof hatte er sich unter anderem als Experte für Reformprozesse in der Nordkirche profiliert und zum Thema „Management als Mittel der Kirchenreform“ promoviert. In der Landeskirche Braunschweig stieß er unter anderem einen Zukunftsprozess an - mit dem Ziel, die evangelische Kirche im Braunschweiger Land auf allen Ebenen neu aufzustellen. Seit 2016 ist er zudem EKD-Beauftragter für den Kontakt zu den evangelischen Kommunitäten.
Zur braunschweigischen Landeskirche gehören eigenen Angaben zufolge 270 Gemeinden mit rund 274.000 Mitgliedern im Südosten Niedersachsens und im Ostharz angegliedert. Sitz des Landeskirchenamtes ist die historische Residenzstadt Wolfenbüttel vor den Toren Braunschweigs.