Mojib Latif zu Auswirkungen des Klimawandels: Es wird immer schlimmer

Mojib Latif zu Auswirkungen des Klimawandels: Es wird immer schlimmer

Hannover, Kiel (epd). Der Klimaforscher Mojib Latif sieht die weltweit rückläufigen Bemühungen um Klimaschutz mit großer Sorge. Die klimabedingten Wetterextreme nähmen deutlich spürbar zu, wie die jüngste Hitzewelle gerade wieder gezeigt habe, aber der weltweite CO2-Ausstoß steige weiter, sagte der Kieler Ozeanograf und Meteorologe der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (Donnerstag). Auch in Deutschland stehe der Klimaschutz nicht mehr oben auf der Tagesordnung. Das sei „verrückt und eigentlich nicht zu begreifen“.

Er würde erwarten, dass angesichts von Temperaturen von über 40 Grad gerade aus Südeuropa mehr Druck in Richtung Klimaschutz komme, sagte Latif. „Stattdessen steckt man den Kopf in den Sand. Viele Menschen haben offenbar das Gefühl: Das geht vorbei. Aber das ist ein Irrtum. Es geht nicht vorbei. Es wird immer schlimmer werden.“ Der Klimaschutz müsse global vorangebracht werden. „Es müssen daher wirklich alle Länder bei der CO2-Reduktion mitmachen.“

Skeptisch äußerte sich der Klimaforscher zur Möglichkeit von EU-Staaten, künftig Projekte in Drittstaaten auf ihre Klimabilanz anrechnen zu können. „In der Theorie klingt das alles wunderbar, aber in der Praxis ist es dann schwer überprüfbar“, sagte der Forscher am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung dem WDR5-„Morgenecho“.

Die EU-Kommission hatte am Mittwoch ein Zwischenziel zur Senkung der Treibhausgasemissionen in Europa bis 2040 um 90 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 vorgestellt. Auf Druck einiger Mitgliedstaaten, insbesondere Deutschlands, enthält der Vorschlag jedoch auch Flexibilisierungen. Ab 2036 sollen EU-Staaten in begrenztem Umfang Klimaschutzprojekte in Drittstaaten auf ihre Klimabilanz anrechnen dürfen - bis zu drei Prozent der Emissionen von 1990.

Latif warnte zudem davor, den Ausbau der erneuerbaren Energien zu verlangsamen. „Die boomen weltweit, heute gehen schon mehr Investitionen in saubere Technologien als in fossile Technologien“, betonte er. China habe weltweit den größten Zubau an erneuerbarer Energie. „Da müssen wir vorne auf der Lokomotive sitzen, sonst verlieren wir diesen Bereich auch noch“, unterstrich der Klimaforscher.