Berlin, Bogotá (epd). In Kolumbien ist ein Massengrab mit den Leichen von acht religiösen und sozialen Führungspersönlichkeiten entdeckt worden. Sie waren seit Anfang April verschwunden, wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch (Ortszeit) laut der Tageszeitung „El Espectador“ mitteilte. Der Fundort der Leichen befindet sich in der Region Guaviare im Zentrum Kolumbiens, einem Gebiet, das von einer Splittergruppe der ehemaligen Farc-Guerilla kontrolliert wird.
Laut Staatsanwaltschaft sollen Dissidenten rund um den ehemaligen Farc-Anführer Iván Mordisco den Mordauftrag erteilt haben. Den Getöteten seien Verbindungen zu der noch aktiven ELN-Guerilla nachgesagt worden, wofür es aber keine Beweise gebe. Wie „El Espectador“ berichtet, sollen die Opfer Mitglieder einer christlichen Gemeinschaft sein, die sich in der Region niedergelassen und dort auch humanitäre Arbeit organisiert hat.
Der kolumbianische Staatspräsident Gustavo Petro schrieb im Netzwerk X, dass alles darauf hindeute, dass die Opfer inmitten von territorialen Streitigkeiten von illegalen bewaffneten Gruppen entführt und ermordet worden seien. „Diese Ereignisse sind ein schwerer Angriff auf das Recht auf Leben, auf Religionsfreiheit und auf die spirituelle und gemeinschaftliche Arbeit, die so viele Menschen in den historisch von Gewalt betroffenen Regionen leisten“, schrieb Petro.
Laut Friedensforschungsinstitut Indepaz handelt es sich um das größte Massaker in diesem Jahr in Kolumbien. Bis Ende Mai wurden den Angaben zufolge bereits 67 soziale Anführer in Konfliktgebieten ermordet.
Petro hatte bei Amtsantritt im Jahr 2022 versprochen, Verhandlungen mit allen bewaffneten Gruppen des Landes aufzunehmen, um einen umfassenden Frieden zu erreichen. Allerdings wurden vereinbarte Waffenruhen gebrochen. Aktuell wird Kolumbien von einer neuen Gewaltwelle erfasst. Zahlreiche Splittergruppen der ehemaligen Farc-Guerilla, der noch aktiven ELN und Paramilitärs kämpfen um die Vorherrschaft im Drogenhandel. Die Farc-Dissidenten um Iván Mordisco haben Friedensverhandlungen mit der Regierung bislang verweigert.