Arbeitsmarkt: Migration als Erfolgsgeschichte

Arbeitsmarkt: Migration als Erfolgsgeschichte
Zum 20-jährigen Bestehen der Migrationsberatung haben Vertreter aus Politik und Behörden in Berlin über Integration diskutiert. Diese müsse chancenorientierter gedacht werden, lautete der Tenor. Dafür soll es auch mehr Mittel geben.

Berlin (epd). Bessere Strukturen und mehr Geld - das will die Integrationsbeauftragte des Bundes, Natalie Pawlik (SPD), für die Migrationsberatung erreichen. „Gelingende Integration wird ein Schwerpunkt meiner Legislatur“, sagte die 32-jährige Sozialdemokratin anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte (MBE) am Dienstag in Berlin. Diese habe seit ihrer Einführung mehr als fünf Millionen Menschen erreicht und schaffe Vertrauen und das Gefühl, dass Zugewanderte nicht allein seien mit ihren Herausforderungen. Das Deutsche Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) stellte am Dienstag eine Evaluationsstudie über die Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte vor.

„Migrationsberatung ist systemrelevant“, sagte die Staatsministerin bei einer Podiumsdiskussion. In einem Einwanderungsland wie Deutschland sei Integration eine zentrale Aufgabe. Dabei sei eine möglichst frühe Beratung entscheidend für den Erfolg, erklärte Pawlik, die selbst als Kind als sogenannte Spätaussiedlerin aus Russland nach Deutschland kam. Sie wünsche sich, dass die Menschen positiver auf Integration blickten.

Auch Daniel Terzenbach, Vorstandsmitglied bei der Bundesagentur für Arbeit, beklagte, dass es bei der Migrationsdebatte häufig nur um Abschiebungen gehe oder „Vorfälle in Schwimmbädern“. Dabei sei Migration auf dem Arbeitsmarkt „eine Erfolgsgeschichte“. Es gebe über eine Million Menschen mit Fluchtgeschichte, die erfolgreich arbeiteten: „Wir müssen Migration gesellschaftlich voll in die Mitte bringen“, betonte Terzenbach.

Die Studienautorinnen vom DeZIM warnten vor einer praktischen Verknappung an Beratungsplätzen wegen des gleichzeitigen Anstiegs an Beratungsfällen. Die Anzahl der Beratungsfälle sei zwischen 2015 und 2022 um 150 Prozent gestiegen. Allein 2023 seien knapp 600.000 Personen beraten worden, hieß es.

Mit rund 42 Prozent nahmen überwiegend Menschen aus asiatischen Herkunftsländern die Beratung in Anspruch. Danach kämen Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion. Das hauptsächliche Anliegen waren demnach rechtliche Fragen zum Aufenthalt in Deutschland (27 Prozent). Danach folgten Fragen zu Unterstützungsleistungen sowie Deutschkenntnissen. Von den Befragten gaben mehr als 90 Prozent an, zufrieden bis sehr zufrieden mit der MBE zu sein. Durchschnittlich würden die Menschen rund 1,8 Jahre lang Beratung in Anspruch nehmen.

Für die Studie, die vom Haushaltsausschuss des Bundestags beauftragt wurde, seien Daten aus den Jahren 2013 bis 2022 erhoben worden. Zudem seien mehr als 1.700 Klienten online befragt sowie qualitative Leitfadeninterviews geführt worden.

Die Migrationsberatung ist seit 2005 ein Angebot für zugewanderte Personen ab 27 Jahren und deren Kinder. Den Angaben zufolge fungieren die sechs Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege und der Bund der Vertriebenen als Träger der MBE und organisieren die Beratung vor Ort.