Bremer Pastor Olaf Latzel geht nicht gegen Disziplinarstrafe vor

Bremer Pastor Olaf Latzel geht nicht gegen Disziplinarstrafe vor

Bremen (epd). Der Bremer Pastor Olaf Latzel will nicht gegen eine kirchliche Disziplinarstrafe vorgehen, die die Leitung der Bremischen Evangelischen Kirche gegen ihn wegen queerfeindlicher Äußerungen verhängt hat. Der Verzicht dürfe jedoch nicht als Anerkenntnis dieser Verfügung gewertet werden, heißt es in einer Stellungnahme des Vorstandes der Bremer Innenstadtgemeinde St. Martini, in der Latzel tätig ist: „Im Gegenteil.“ Die Leitung der Landeskirche hatte im Mai mitgeteilt, das Gehalt von Latzel für die Dauer von vier Jahren um fünf Prozent zu kürzen. Der Vorstand reagierte darauf mit schweren Vorwürfen gegenüber der Kirchenleitung.

Der 57-jährige Theologe der konservativen St.-Martini-Gemeinde in der Hansestadt hatte im Oktober 2019 in einem zunächst gemeindeinternen Eheseminar von „Genderdreck“, „teuflischer Homolobby“ und „Verbrechern“ auf dem Christopher-Street-Day gesprochen. Dafür musste sich Latzel über mehrere Instanzen wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung vor Gericht verantworten. Letztlich wurde das Verfahren gegen eine Zahlung von 5.000 Euro an das Bremer Rat-und-Tat-Zentrum für queeres Leben eingestellt. Latzel hatte für seine Äußerungen mehrfach um Entschuldigung gebeten.

Gegen die Strafe wolle man nur deshalb nicht vorgehen, „um dieses unsägliche Disziplinarverfahren“ mit den damit verbundenen Belastungen für den Pastor, seine Familie und die Gemeinde nach nun fünf Jahren „endlich zu einem Ende zu bringen“, hieß es. „Damit endet ein Disziplinarverfahren, das nie hätte aufgenommen werden dürfen.“ Denn um dieses Verfahren überhaupt führen zu können, habe sich die Kirchenleitung mehrfach über Disziplinar- und Kirchenrecht hinweggesetzt und sei seiner Sorgfaltspflicht gegenüber dem Pastor nicht nachgekommen.

Der Martini-Kirchenvorstand kritisierte unter anderem, man habe von dem Beschluss aus den Medien erfahren. Das zeuge von respektlosem Verhalten gegenüber dem direkt Betroffenen und der Gemeinde. Außerdem sei das Verfahren ohne Einbeziehung der Gemeinde fortgeführt worden. „Gegen diese erneute und andauernde Verletzung der Rechte der St. Martini-Gemeinde behalten wir uns die Einleitung rechtlicher Schritte vor.“ Ein Sprecher der Kirchenleitung sagte, man wolle sich zu den Vorwürfen nicht äußern.

In der Sache rückt der Martini-Kirchenvorstand nicht von seiner Position zur biblischen Beurteilung der Homosexualität ab, nach der „praktizierte Homosexualität gegen den Willen Gottes gerichtet ist“. In seiner Stellungnahme ruft die Gemeinde zum Widerstand auf: „Nehmen wir unsere Konfessionsbezeichnung endlich ernst und protestieren gegen diejenigen, die Irrlehre und Unglaube in der Kirche verbreiten.“ Das von der Kirche einbehaltene Geld soll nach Angaben der Kirchenleitung Organisationen zur Verfügung gestellt werden, die als Anlaufstellen für queere Menschen dienen.