Entführte Soldaten in Kolumbien wieder frei

Entführte Soldaten in Kolumbien wieder frei

Berlin, Bogotá (epd). Die am Wochenende in Kolumbien entführten Soldaten sind wieder frei. Die 57 Männer seien gemeinsam von Armee und Polizei befreit worden, teilte das kolumbianische Verteidigungsministerium in der Nacht auf Dienstag (Ortszeit) mit. Laut Verteidigungsminister Pedro Arnulfo Sánchez befanden sich die Militärs in der Gewalt einer Splittergruppe der demobilisierten Farc-Guerilla in der südwestlichen Region Cauca. Zugleich seien mehr als 20 Personen festgenommen worden, die an der Entführung beteiligt gewesen sein sollen.

Das Ministerium erklärte, die Kidnapper hätten während der Befreiung „menschliche Schutzschilde“, eingesetzt, allerdings ohne weitere Angaben zu machen. Die Dissidentengruppe mit dem Namen „Carlos Patiño“ habe die Bevölkerung in der Region eingeschüchtert und bedroht, um sie zur Teilnahme an der Entführung zu zwingen und einen Dialog mit den Bewaffneten zu verhindern. Präsident Gustavo Petro hatte am Sonntag erklärt, die Soldaten seien während einer Patrouille am Samstag von rund 200 Personen umzingelt worden. Darunter waren Medienberichten zufolge auch lokale Bauern.

Das Department Cauca ist eine der ärmsten Regionen in Kolumbien und Hauptanbaugebiet für die Koka-Pflanze, aus der Kokain hergestellt wird. Rund 90 Prozent der Bauern bauen dort laut Schätzungen illegal Koka an, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Verschiedene kriminelle Gruppen, darunter mexikanische Drogenkartelle und Ex-Rebellen, kämpfen um die Vorherrschaft im Kokain-Handel in der Region, darunter auch die Splittergruppe „Carlos Patiño“, deren Kämpfer der 2016 in einem Friedensprozess in eine Partei umgewandelten Farc angehörten.

Kolumbien wird derzeit von einer neuen Gewaltwelle erfasst. In den vergangenen Wochen gab es eine Reihe von Angriffen auf staatliche Stellen, bei denen Zivilisten getötet und mehr als 100 Menschen verletzt wurden. Am 7. Juni wurde bei einem Anschlag der Präsidentschaftskandidat Miguel Uribe schwer verletzt. Er liegt weiter im Krankenhaus.

Präsident Petro hat sich für seine bis 2026 andauernde Amtszeit vorgenommen, mit allen bewaffneten Gruppen einen umfassenden Frieden zu erreichen. Allerdings wurden Gespräche immer wieder abgebrochen und vereinbarte Waffenruhen gebrochen. Bei dem seit mehr als 60 Jahren andauernden Bürgerkrieg in Kolumbien zwischen dem Staat, Guerillas, Paramilitärs und Drogenkartellen wurden etwa 300.000 Menschen getötet und sieben Millionen vertrieben.