Fast 60 Soldaten in Drogenanbaugebiet in Kolumbien gekidnappt

Fast 60 Soldaten in Drogenanbaugebiet in Kolumbien gekidnappt

Berlin, Bogotá (epd). In Kolumbien sind 57 Soldaten von Dissidenten der ehemaligen Farc-Guerilla gekidnappt worden. Kolumbiens Präsident Gustavo Petro bestätigte in einer am Sonntag (Ortszeit) veröffentlichten Stellungnahme auf X, dass die Soldaten in der Region Cauca im Südwesten des Landes gegen ihren Willen festgehalten würden und forderte die sofortige Freilassung. Demnach wurden die Soldaten während einer Patrouille von rund 200 Personen umzingelt und befinden sich jetzt auf einer Farm.

Verteidigungsminister Pedro Sánchez machte Splittergruppen der 2016 demobilisierten Farc, die sich zur Gruppe Estado Mayor Central (EMC) zusammengeschlossen haben, für die Entführung verantwortlich. Berichten der Zeitung „El Tiempo“ zufolge sind auch lokale Bauern an der Aktion beteiligt, die von den kriminellen Banden dazu gezwungen worden seien.

Das Department Cauca ist eine der ärmsten Regionen in Kolumbien und Hauptanbaugebiet für die Koka-Pflanze, aus der Kokain hergestellt wird. Rund 90 Prozent der Bauern bauen dort laut Schätzungen illegal Koka an, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Verschiedene kriminelle Gruppen, darunter mexikanische Drogenkartelle und Ex-Rebellen, kämpfen um die Vorherrschaft im Kokain-Handel in der Region.

Kolumbien wird derzeit von einer neuen Gewaltwelle erfasst. In den vergangenen Wochen gab es eine Reihe von Angriffen auf staatliche Stellen, bei denen Zivilisten getötet und mehr als 100 Menschen verletzt wurden. Am 7. Juni wurde bei einem Anschlag der Präsidentschaftskandidat Miguel Uribe schwer verletzt. Er liegt weiter im Krankenhaus.

Präsident Petro hat sich für seine bis 2026 andauernde Amtszeit vorgenommen, mit allen bewaffneten Gruppen einen umfassenden Frieden zu erreichen. Allerdings wurden Gespräche immer wieder abgebrochen und vereinbarte Waffenruhen gebrochen. Bei dem seit mehr als 60 Jahren andauernden Bürgerkrieg in Kolumbien zwischen dem Staat, Guerillas, Paramilitärs und Drogenkartellen wurden etwa 300.000 Menschen getötet und sieben Millionen vertrieben.