Genf (epd). Im Sudan-Krieg sehen die Vereinten Nationen eine katastrophale Zunahme der Gewalt. Vor allem in den Regionen Nord-Darfur und Kordofan würden aus zahlreichen Gebieten Plünderungen, sexuelle Gewalt, Entführungen und der Tod von Zivilistinnen und Zivilisten gemeldet, sagte der UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk am Freitag in Genf. „Wir wissen, wohin eine weitere Eskalation führen wird“, sagte er. „Die Welt ist schon viel zu lange Zeuge des grenzenlosen Grauens, das sich im Sudan abspielt, und des unsäglichen Leids der Menschen dort.“
Zugleich herrsche in dem nordostafrikanischen Land eine weitgehende Straflosigkeit bei Menschenrechtsverbrechen, kritisierte Türk. Gräueltaten müssten untersucht und die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.
Der 2023 eskalierte Machtkampf zwischen dem Militär und der paramilitärischen RSF-Miliz hat nach UN-Einschätzung zur derzeit größten Hunger- und Vertreibungskrise weltweit geführt. Mehr als 30 Millionen von insgesamt rund 48 Millionen Sudanesinnen und Sudanesen brauchen demnach Hilfe zum Überleben, fast 25 Millionen von ihnen leiden unter akutem Hunger. Nahezu 13 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Beiden Kriegsparteien werden für gravierende Verbrechen verantwortlich gemacht.
Die RSF-Miliz habe Mitte Juni ein weiteres Mal die belagerte Stadt El Fasher angegriffen, die einzige größere Stadt in der westlichen Region Darfur, die nicht unter Kontrolle der Paramilitärs sei, erklärte das UN-Menschenrechtskommissariat. Für den Angriff seien monatelang Kämpfer rekrutiert worden, darunter auch Kinder. Auch in den Städten Al Debibat und El Obeid in der zentralen Region Kordofan sei die Bevölkerung eingekesselt. Die Kriegsparteien müssten ermöglichen, dass die Zivilistinnen und Zivilisten die umkämpften und eingeschlossenen Städte sicher verlassen können, forderte Türk.
Zudem rief er alle Staaten auf, ihren Einfluss für eine politische Lösung geltend zu machen. Auch müssten die Waffenlieferungen in den Sudan gestoppt und die Geschäfte, die den Krieg aufrechterhielten, beendet werden.