Santiago, Buenos Aires (epd). In der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires haben am Mittwoch (Ortszeit) Zehntausende Menschen gegen die Verurteilung der ehemaligen Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner demonstriert. Die Veranstalter gingen bei den Protesten auf der Plaza de Mayo gegenüber dem Regierungssitz sogar von mehreren Hunderttausend Teilnehmenden aus.
Fernández de Kirchner bezeichnete ihre Verurteilung als politisch motiviert. „Das Modell von Milei steht kurz vor dem Zusammenbruch, deshalb bin ich in Haft“, sagte die 72-Jährige laut der Zeitung „ElDiarioAr“ per Live-Übertragung aus ihrer Wohnung, wo sie seit Dienstag unter Hausarrest steht. Die Regierung des rechtsliberalen Präsidenten Javier Milei stellte sich derweil hinter die Entscheidung der Justiz. „Der Präsident mischt sich nicht in juristische Verfahren ein“, sagte Regierungssprecher Manuel Adorni auf einer Pressekonferenz. Zwar sei es „für keine Demokratie positiv“, wenn ehemalige Staatsoberhäupter verurteilt würden, doch sei „der Kirchnerismus ein Teil des Unheils, dem Argentinien zum Opfer gefallen ist“, sagte Adorni.
Das Oberste Gericht Argentiniens hatte am 11. Juni ein Urteil gegen Fernández de Kirchner in letzter Instanz bestätigt. Die Politikerin, die das Land von 2007 bis 2015 regierte, wurde wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder zu sechs Jahren Haft und lebenslangen Verbots, öffentliche Ämter zu bekleiden, verurteilt. Laut Urteil soll sie während ihrer Amtszeit in ihrer Heimatprovinz Santa Cruz Bauaufträge zu überhöhten Preisen an einen mit ihr politisch verbundenen Unternehmer vergeben haben. Viele der teuren Projekte wurden demnach nie fertiggestellt. Aufgrund ihres Alters wurde die Haftstrafe in Hausarrest umgewandelt.