Berlin (epd). Die Schiffe ziviler Seenotretter waren nach eigenen Angaben seit 2015 an der Rettung von 175.595 Menschen im zentralen Mittelmeer beteiligt. Im selben Zeitraum hätten eine knappe Million Flüchtlinge (929.686) über das Mittelmeer Italien erreicht, teilten die Organisationen United4Rescue, Sea-Watch, Sea-Eye und SOS Humanity am Mittwoch in Berlin zum zehnjährigen Bestehen ihrer Rettungseinsätze mit. Mindestens 28.932 Menschen seien seit 2015 auf dem Meer gestorben oder verschwunden.
„Die Dunkelziffer ist aber hoch“, sagte die Sprecherin von SOS Humanity, Mirka Schäfer. Im Durchschnitt seien seit 2015 täglich sechs Menschen auf dem Weg über das Meer gestorben oder gelten als vermisst. Wegen zunehmender politischer und bürokratischer Schikanen gegen die zivilen Seenotretter steige die Todesrate seit 2022 wieder an, sagte Schäfer.
Spätestens ab 2017 sah sich die zivile Seenotrettung laut Schäfer immer stärker mit behördlichen Behinderungen, strafrechtlicher Verfolgung und der Beschlagnahmung von Schiffen konfrontiert. Die italienische Regierung unter Ministerpräsidentin Georgia Meloni habe dies seit 2023 durch 28 Festsetzungen von zivilen Rettungsschiffen sowie der Zuweisung weit entfernter Häfen zur Ausschiffung geretteter Personen eskaliert. Die dadurch verlorenen Einsatzzeiten summierten sich auf mehr als 761 Tage.
Aktuell sind den Organisationen zufolge im zentralen Mittelmeer 15 Rettungsschiffe, sieben Segelboote und vier Flugzeuge im Einsatz, die aber nicht alle gleichzeitig operieren. Finanziert wird die zivile Seenotrettung zum großen Teil aus Spenden.