Evolutionsbiologe: "Biodiversität ist unsere Lebensgrundlage"

Evolutionsbiologe: "Biodiversität ist unsere Lebensgrundlage"
18.06.2025
epd
epd-Gespräch: Marcel Maack

Hamburg (epd). Der Hamburger Evolutionsbiologe Matthias Glaubrecht hat die Politik aufgefordert, das Thema Artenerhalt stärker in den Vordergrund zu rücken. Deutschland habe sich wie andere Staaten verpflichtet, bis 2030 insgesamt 30 Prozent der Landesfläche unter Naturschutz zu stellen und 20 Prozent der Fläche zu renaturieren, sagte der Universitäts-Professor vom Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Diese Ziele müssen intensiv umgesetzt werden“, mahnte der Wissenschaftler.

Glaubrecht nennt Biodiversität „unsere Lebensgrundlage“. Schreite der Schwund von Tieren und Pflanzen weiter voran, führe das zu geringeren Ernten und damit einhergehend zu steigenden Lebensmittelpreisen. Bis auf wenige Ausnahmen brächen bei allen Arten die Bestandszahlen ein, sagte der Wissenschaftler.

„Wir sehen es beispielsweise bei Vogelarten des Ackerlandes wie Rebhühnern, Kiebitzen und Feldlerchen“, so Glaubrecht. Auch die Insektenbestände gingen stark zurück. Insekten seien als Bestäuber für Obst- und Gemüsepflanzen und als Nahrungsgrundlage für Vögel, Eidechsen und weitere Tiere wichtig. Selbst wirbellose Tiere wie Würmer im Boden würden immer weniger. Sie wiederum seien wichtig, da sie die Ökosysteme aufbauen.

Viele setzten die Biodiversitätskrise fälschlicherweise mit der Klimakrise gleich, erklärte der Forscher. „Der Hauptfaktor für den Schwund der Artenvielfalt ist nicht das Klima, es trägt nur zu einem geringen Teil dazu bei. Der Hauptgrund ist die Landnutzung, also beispielsweise die Rodung von Regenwäldern oder hier bei uns die intensive Landwirtschaft“, unterstrich Glaubrecht.