Berlin, Juba (epd). Nach gewaltsamen Angriffen muss die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ das Krankenhaus in Ulang im Südsudan dauerhaft schließen. „Die verheerende Sicherheitslage macht einen Betrieb unmöglich“, teilte die Organisation, die das Krankenhaus im Bundesstaat Upper Nile betrieben hat, am Montag mit. Auch die Unterstützung für 13 weitere Gesundheitseinrichtungen in der Region werde eingestellt.
Im April waren bewaffnete Personen gewaltsam in das Krankenhaus in Ulang eingedrungen, wie die Organisation mitteilte. Die Personen hatten Mitarbeitende sowie Patientinnen und Patienten bedroht und große Bereiche des Krankenhauses geplündert. Die Eindringlinge zerstörten die mehrere Millionen Euro teure Infrastruktur und plünderten Medikamente im Wert von 135.000 Euro.
„Sie haben alles mitgenommen: medizinisches Gerät, Laptops, Betten und Matratzen sowie medizinisches Material für rund neun Monate - darunter zwei komplette Flugzeugladungen mit chirurgischen Sets und Medikamenten, die erst in der Vorwoche geliefert worden waren“, berichtete der Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen im Südsudan, Zakaria Mwatia. Nun fehlten die notwendigen Ressourcen, um den Betrieb fortzusetzen.
Auch die 13 Einrichtungen zur medizinischen Grundversorgung in der Region, die in hohem Maße auf das Krankenhaus angewiesen waren, kann „Ärzte ohne Grenzen“ nicht weiter unterstützen. Die Schließung der Einrichtungen habe zur Folge, dass sich in einem Gebiet, das sich über 200 Kilometer vom äthiopischen Grenzgebiet bis zur südsudanesischen Stadt Malakal erstrecke, keine einzige Einrichtung mit fachärztlicher Versorgung mehr befinde, berichtete „Ärzte ohne Grenzen“.
Im Sudan war vor gut zwei Jahren ein Machtkampf zwischen der regulären Armee und den paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF) eskaliert. Die Kämpfe hatten am 15. April 2023 in der Hauptstadt Khartum begonnen und weiteten sich schnell auf weitere Teile des Landes aus. Fast zwei Drittel der sudanesischen Bevölkerung sind laut UN-Angaben dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen - darunter 16 Millionen Kinder.