Forscher: Grundwasserstress in der Hälfte aller Kreise und Städte

Forscher: Grundwasserstress in der Hälfte aller Kreise und Städte

Frankfurt a.M. (epd). In der Hälfte aller Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland wird übermäßig viel Grundwasser verbraucht. Ein struktureller sogenannter Grundwasserstress liege vor, wenn mehr als ein Fünftel des sich jährlich neu bildenden Grundwassers entnommen wird, erklärte Robert Lütkemeier, Erstautor der Studie, am Montag in Frankfurt am Main. 201 von 401 Landkreisen und kreisfreien Städten übernutzten in dieser Weise das Grundwasser.

In 94 Landkreisen seien die Grundwasserstände in den vergangenen Jahren deutlich gesunken, ergänzte der Leiter des Forschungsfelds Wasser und Landnutzung am Frankfurter Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE). Die Forscher bezeichneten dies als akuten Grundwasserstress. Das ISOE hat die Überblicksstudie im Auftrag des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) erstellt.

Die betroffenen Regionen liegen nach Angaben des ISOE vor allem in Ostdeutschland, Hessen, den Stadtstaaten, Teilen Niedersachsens, im äußeren Westen und im Rheintal. Die Gründe für Grundwasserstress seien regional sehr unterschiedlich. Grundwasser werde entnommen für die öffentliche Trinkwasserversorgung, die Industrie und die Landwirtschaft. Der Grundwasserstress entstehe oft nicht durch lokalen Wasserbedarf, sondern durch Wassertransfers über Fernleitungen in andere Regionen, erklärten die Forscher. Knapp die Hälfte der nichtöffentlichen Grundwasser-Entnahmen würden durch den Bergbau verursacht. In den Braunkohle-Tagebaugebieten sei jahrzehntelang Grundwasser in Oberflächengewässer abgepumpt worden.

Im Hitzesommer 2023 haben laut der Studie mehr als 80 Landkreise die Wasserentnahme eingeschränkt. Langfristig könne der Wasserbedarf durch die Ansiedlung von Rechenzentren, Batterie- oder Halbleiterfabriken weiter steigen. Neben der Übernutzung als Ursache sinke der Grundwasserspiegel auch durch die Klimakrise. Davon seien besonders Regionen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt betroffen.

Die Forscher empfehlen, eine Rangfolge bei der Grundwassernutzung einzuführen, die Verwendung von Brauchwasser und den Wasserrückhalt zu fördern und die Entnahme-Entgelte anzupassen. Die Datenlage zu den Grundwasser-Entnahmen müsse erheblich verbessert werden. Bisher würden diese Daten nur alle drei Jahre erfasst und nicht für einzelne Orte, sondern nur für die Landkreise summiert ausgewiesen.