Studienergebnisse zu Radikalisierung von Muslimen veröffentlicht

Studienergebnisse zu Radikalisierung von Muslimen veröffentlicht

Münster (epd). Viele Muslime in Deutschland verspüren laut einer Studie der Universität Münster Ressentiments, die sie anfälliger für eine Radikalisierung machen. Knapp 20 Prozent der befragten Musliminnen und Muslime fühlten sich gekränkt oder zurückgewiesen, heißt es in den am Mittwoch veröffentlichten Studienergebnissen. Dies könne in Kombination mit anderen Faktoren eine Radikalisierung begünstigen, erklärte der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie (ZIT) an der Universität Münster, Mouhanad Khorchide. Für die Studie waren zwischen Juli 2023 und April 2024 knapp 1.900 Musliminnen und Muslime mit Migrationshintergrund ab 18 Jahren befragt worden.

Bei jedem fünften Befragten stellt die Studie ein verfestigtes Gefühl des Gekränktseins fest. Das bedeute, dass positive Alltagserfahrungen heruntergespielt würden, während negative Erlebnisse ins Zentrum gerückt würden, sagte Khorchide. Folge sei ein Gefühl der Benachteiligung, für das die Mehrheitsgesellschaft verantwortlich gemacht werde.

Als Konsequenz aus der Studie forderte Khorchide, „Maßnahmen auszubauen und gezielt zu fördern, die Muslime in ihrer Zugehörigkeit zur Gesellschaft bestärken und positiv sowie identitätsstiftend wirken“. Dazu zähle etwa der Ausbau des islamischen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen. Ebenso wichtig sei die Förderung von Projekten in den sozialen Medien, um positive Erzählungen über das Zusammenleben von Muslimen und Nicht-Muslimen in einer pluralen Gesellschaft zu verbreiten.

Die Moscheegemeinden und islamischen Organisationen hätten ihrerseits die Aufgabe, ein Islambild zu etablieren, das gegen Fundamentalismus agiert, forderte Khorchide. Zudem müssten sie positive Erfahrungen von Musliminnen und Muslimen sichtbar machen und die Chancen betonen, die das Leben in Deutschland biete.