Studie: Viele Zugewanderte denken über Wegzug aus Deutschland nach

Studie: Viele Zugewanderte denken über Wegzug aus Deutschland nach

Berlin (epd). Viele nach Deutschland eingewanderte Menschen denken einer Studie zufolge darüber nach, das Land wieder zu verlassen. Mehr als jeder und jede Zweite (57 Prozent) will zwar dauerhaft in Deutschland bleiben, wie die Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zeigt, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Gut ein Viertel (26 Prozent) der Zugewanderten habe jedoch in den vorangegangenen zwölf Monaten über den Wegzug nachgedacht.

Das IAB, das zur Bundesagentur für Arbeit gehört, hatte von Dezember bis April etwa 50.000 Menschen zwischen 18 und 65 Jahren befragt, die im Ausland geboren wurden und jetzt in Deutschland leben. Dabei gaben zwölf Prozent an, sie seien ohnehin nur vorübergehend in Deutschland. Drei Prozent berichteten von konkreten Abwanderungsplänen - entweder zurück ins Herkunftsland oder in einen anderen Staat. 13 Prozent zeigten sich unentschlossen.

Als Hauptgründe für Auswanderungsüberlegungen würden „politische Unzufriedenheit, persönliche Vorlieben, Bürokratie und steuerliche Belastungen“ genannt, sagte IAB-Forscherin Yuliya Kosyakova. Das bedeute, dass staatliche Maßnahmen wie Bürokratieabbau und Steuersenkungen durchaus etwas bewirken könnten, um die Menschen in Deutschland zu halten.

IAB-Forscherin Katia Gallegos Torres unterstrich, dass soziale Integration und Teilhabe ebenfalls „entscheidenden Einfluss“ hätten. „Auch ein starkes subjektives Willkommensgefühl, emotionale Verbundenheit mit Deutschland und geringe Diskriminierungswahrnehmungen senken die Wahrscheinlichkeit von Auswanderungsüberlegungen und -plänen.“

Rück- und Weiterwanderung hätten „weitreichende Konsequenzen für das verfügbare Arbeitskräftepotenzial in Deutschland“, mahnte Gallegos Torres. Gerade höher gebildete Menschen mit guten Jobs und guten Deutschkenntnissen zeigten eine höhere Abwanderungsneigung - „also genau diejenigen, die Deutschland dringend für die Fachkräftesicherung benötigt“. Es müsse daher „gezielt an der langfristigen Bindung dieser Personen gearbeitet werden“, sagte Gallegos Torres.