Köln (epd). Die Kinderschutzorganisation „Save the Children“ hat die Pläne der Bundesregierung kritisiert, den Familiennachzug für eine große Gruppe von Kriegsflüchtlingen in Deutschland auszusetzen. Geschäftsführer Florian Westphal sagte am Samstag im Deutschlandfunk, jedes Kind habe laut der UN-Menschenrechtscharta das Recht, mit seinen Eltern aufzuwachsen.
Dem stünden die Pläne der Bundesregierung entgegen. „Der Familiennachzug, das war ja einer der wenigen sicheren, planbaren und vor allem auch legalen Wege für Kinder, damit sie gemeinsam mit ihren engsten Angehörigen in Sicherheit aufwachsen können“, sagte der Vorstandsvorsitzende von „Save the Children“.
Zum Jahresende 2024 hatten rund 380.000 von insgesamt rund 3,5 Millionen in Deutschland lebenden Flüchtlingen subsidiären Schutz. In der überwiegenden Mehrheit geht es dabei um Syrerinnen und Syrer. Westphal sagte, es gebe in Syrien 650.000 mangelernährte Kinder und es fehle der Zugang zu angemessener Gesundheitsversorgung. Das Land müsse nach 14 Jahren Bürgerkrieg von Grund auf wiederaufgebaut werden.
Flüchtlinge mit dem subsidiären Schutzstatus haben bereits seit 2016 keinen rechtlichen Anspruch mehr auf den Familiennachzug. Seit 2018 gibt es ein Kontingent mit 12.000 Plätzen im Jahr, um einigen von ihnen das Nachholen von Kindern, Ehepartnern oder Eltern zu ermöglichen. Subsidiären Schutz erhalten Flüchtlinge, wenn sie keine individuelle Verfolgung nachweisen können, im Heimatland aber trotzdem einer Gefahr für Leib und Leben etwa wegen eines Krieges ausgesetzt wären.
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) hatte die Pläne der schwarz-roten Koalition am Freitag im Bundestag verteidigt. Die Aussetzung wirke bei der Begrenzung der Fluchtmigration, weil 12.000 Menschen weniger kommen würden und zugleich auch ein Signal gesetzt werde, sagte er bei der ersten Lesung des Gesetzentwurfs.