Magdeburg (epd). Materialforscher der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg haben erfolgreich die Herstellung der weltberühmten Himmelsscheibe von Nebra rekonstruiert. Dazu sei das Metall mittels „modernster Elektronenrückstreu- und Rasterelektronenmikroskopie“ untersucht worden, erklärte Thorsten Halle vom Institut für Werkstoffe, Technologien und Mechanik am Donnerstag. Zudem habe ein Kupferschmied Kopien der Bronzescheibe hergestellt, um den Herstellungsprozess nachzuvollziehen.
Demnach wurde der Rohling der Scheibe vor rund 4.000 Jahren in einer Feuerstelle im Herzen Europas vermutlich bei über 1.200 Grad Celsius gegossen und danach wiederholt auf 700 Grad Celsius erwärmt und umgeformt. Dies sei ein Verfahren, das heutigen industriellen Prozessen erstaunlich ähnlich sei, erklärte Werkstoffwissenschaftler Halle.
Die Himmelsscheibe von Nebra zeigt die weltweit älteste bisher bekannte konkrete Darstellung des Kosmos und gilt als ein einzigartiges Zeugnis der Menschheitsgeschichte. Die mindestens 3.600 Jahre alte runde Bronzescheibe misst 32 Zentimeter im Durchmesser und zeigt die Sonne - je nach Deutung auch den Vollmond -, eine Mondsichel sowie insgesamt 32 goldene Sterne.
Die mikroskopische Materialanalyse erfolgte an einem nur etwa fünf Kubikmillimeter großen Probenstück der Originalscheibe. Dabei sei es darum gegangen, die kristalline Struktur des Metalls zu ergründen. Die mikroskopisch kleinen Körner des Metalls würden ähnlich wie Eiskristalle auf einer Autoscheibe verraten, „wie oft und auf welche Weise das Metall erhitzt und bearbeitet wurde“, sagte Halle.