Bielefeld (epd). Gegen einen ehemaligen evangelischen Geistlichen hat am Mittwoch vor dem Amtsgericht Bielefeld ein Verfahren wegen mutmaßlichen Missbrauchs begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen in sieben Fällen vor, wie eine Gerichtssprecherin dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Zudem ist der frühere Diakon wegen des Besitzes von kinderpornografischem Material angeklagt. (AZ: 150/LS 124/24) Der evangelische Kirchenkreis Bielefeld hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe im Jahr 2021 Anzeige gegen den inzwischen gekündigten Mitarbeiter erstattet.
Zu den Vorfällen soll es im Zeitraum von 2005 bis 2011 gekommen sein. Der Beschuldigte soll einen Kreis von bis zu acht Jugendlichen regelmäßig privat eingeladen haben. Bei diesen Treffen soll es auch um sexuelle Themen gegangen sein. Die Anwesenden sollen zum Teil nackt zusammengesessen haben. Dabei seien auch Aufnahmen gemacht worden. Der Mann soll mehrere männliche Jugendliche in sexueller Absicht an den Genitalien berührt haben.
Bei einer Verurteilung wegen Missbrauchs liegt das Strafmaß bei einer Freiheitsstrafe zwischen drei Monaten und fünf Jahren, wie die Sprecherin sagte. Der Besitz von kinderpornografischen Schriften kann mit einer Geldstrafe sowie mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft werden.
Der Kirchenkreis Bielefeld hatte nach eigenen Angaben unmittelbar nach Bekanntwerden des Falles den Beschuldigten vom Dienst freigestellt und das Arbeitsverhältnis beendet. Zudem hatte der Kirchenkreis bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld Strafanzeige erstattet. Unabhängig vom Ausgang des Strafverfahrens sei im März dieses Jahres in Abstimmung mit den Betroffenen eine wissenschaftliche Studie zur Aufarbeitung in Auftrag gegeben worden, erklärte der Bielefelder Superintendent Christian Bald. „Wir werden die Ergebnisse des Abschlussberichts veröffentlichen und Empfehlungen aus der wissenschaftlichen Aufarbeitung mit Blick auf unsere Strukturen innerhalb der Kirche umsetzen“, erklärte er.