Eigenen Supermarkt gründen: Forschungsprojekt untersucht "Food-Coops"

Eigenen Supermarkt gründen: Forschungsprojekt untersucht "Food-Coops"
01.06.2025
epd
epd-Gespräch: Stefanie Walter (epd)

Gießen (epd). Gute Lebensmittel zu einem fairen Preis bekommen, dafür drei Stunden pro Monat im Laden mit anpacken: So lautet das Konzept der Kooperativen Lebensmittelläden. „Letztlich ist ein Kooperativer Lebensmittelladen mehr als ein Supermarkt, denn die Einkäufer sind Teil einer Gemeinschaft, und der Laden dient auch als Treffpunkt“, sagte die Wissenschaftlerin Clara Menke dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zusammen mit einem Team der Universität Gießen untersucht sie das Potenzial des Konzepts. „Menschen eröffnen und gestalten gemeinsam ihren eigenen Supermarkt.“

In Deutschland gibt es solche „Food-Coops“ bisher in München, Berlin und Köln, ein vierter soll dieses Jahr in Bremen starten. Als Vorbild diene ein New Yorker Projekt, das bereits 1973 entstand und mittlerweile 17.000 Mitglieder hat, sagte Menke, deren Forschungsprojekt „Wertschätzen“ benannt ist. Mittlerweile gebe es weitere Läden, etwa in Paris und Brüssel.

Alle Läden und Kooperativen verfügen laut Menke über eine Verkaufsfläche und bieten ein Vollsortiment. Der Unterschied zum normalen Supermarkt: Einkaufen dürfen nur Genossenschaftsmitglieder. Sie arbeiten drei Stunden monatlich im Verkauf oder Lager mit und halten so die Preise günstig.

Schwierigkeiten hätten die Projekte vor allem in der Gründungsphase. Die Suche nach einer passenden Fläche in guter Lage mit ausreichend Lager- und Verkaufsraum gestalte sich nicht einfach. Gründer benötigten daher finanzielle Unterstützung in den Aufbauphasen. Kommunen könnten die Initiativen unterstützen, indem sie „Vorrangflächen“ zur Verfügung stellen. „Zudem braucht es engagierte Menschen, die viel Zeit, Energie und Kreativität in das Projekt investieren - oft ohne finanzielle Entlohnung.“

Den Gründerinnen und Gründern sei wichtig, alternative Handelsstrukturen aufzubauen, um hochwertige Produkte mit fairen Lieferketten und Preisen anzubieten. Davon profitierten viele, etwa Lieferanten und Landwirte, die faire Preise erzielen, sowie kleine und regionale Erzeuger. „Familien und ältere Menschen können bio-regionale Lebensmittel zu günstigeren Preisen kaufen und sind Teil einer Gemeinschaft, die sich auch gegenseitig unterstützt.“

Der FoodHub in München und die SuperCoop Berlin starteten 2021, köllektiv in Köln öffnete im vergangenen Jahr. Kooperative Lebensmittelläden seien bisher in den Städten angesiedelt, weil viele Mitglieder benötigt werden. Auf dem Land existieren jedoch ähnliche Initiativen mit gemeinschaftlich organisierten Dorfläden, wie die Wissenschaftlerin berichtete.

Das von Christian Herzig geleitete Projekt ist an der Gießener Professur für Betriebslehre der Ernährungswirtschaft und des Agribusiness angesiedelt und läuft bis Sommer 2026. Es wird vom Bundeslandwirtschaftsministerium gefördert.