Mit dem Konzept der Spielkirche will die Evangelische Kirche im Rheinland Kindern die Möglichkeit geben, Riten, Bräuche und Glaubensregeln spielerisch zu entdecken. Eine erste knapp zwei Meter große hölzerne Spielkirche wurde am Mittwoch in der evangelischen Kindertageseinrichtung Calvinstraße in Düsseldorf eingeweiht. Darin können Kinder im Alter zwischen zwei und acht Jahren etwa spielerisch das Abendmahl feiern, selbst taufen, trauen oder segnen. Kinder sind dabei selbst die Akteure.
Lisa Krengel, Dezernentin für Kirche mit Kindern und Familien im rheinischen Landeskirchenamt sieht die Spielkirche als eine gute Möglichkeit, "Kinder in die Mitte der Kirche zu rücken". Das Konzept für die Spielkirche hat sie gemeinsam mit der Innenarchitektin Caroline Olk nach einem schwedischen Vorbild entwickelt. "So können wir als Kirche die Möglichkeit bieten, Kirche für Kinder spielerisch und kindgerecht zu erleben, zu entdecken und auszuprobieren", erklärte sie.
Die in weiß gehaltene Spielkirche verfügt über eine Ecke, in der sich Kinder mit Brautschleier und Anzug nebst Zylinderhut trauen lassen können. In einem anderen Bereich können die Kinder mit kleinen Portionsbechern aus Metall und hölzernen Oblaten das Abendmahl feiern. Die beiden anderen Seiten des kleinen evangelischen Gotteshauses sind der Taufe mit einer Babypuppe sowie einer Trauerfeier mit einem kleinen Holzsarg vorbehalten.
Am Mittwoch sind es in der Düsseldorfer Kita Ernest und Emilie, die sich gut gelaunt und aufgeregt das "Ja-Wort" geben. Dazu flackert eine Kerze vor einem schlichten hellen Holzkreuz für die Trauungszeremonie. Dunja und Mia zelebrieren die Taufe mit der kleinen Babypuppe, die künftig auf den Namen Sylvia hören soll. Die Kinder schlüpfen ohne Scheu mal in die eine, mal in die andere Rolle, wobei auffällt, dass es immer mehrere kleine Pfarrerinnen und Pfarrer an der Spielkirche gibt.
Während Hochzeit, Abendmahl und Taufe sehr gefragt sind bei den Jungen und Mädchen, gibt es für den Bereich Trauerfeier zunächst kein Interesse unter den Kindern. Vielleicht, weil die Kinder selbst noch keinen Todesfall in der eigenen Familie erlebt haben, vermutet eine Erzieherin. Kirchenkreise oder Kirchengemeinden können sich mit mehreren Kindertagesstätten gemeinsam eine Spielkirche anschaffen.
Die Herstellungskosten für das am Mittwoch in Düsseldorf vorgestellte Modell liegen laut rheinischer Kirche bei 2.300 Euro. Hinzu kämen die Kosten für Bücher und die übrige Ausstattung der Spielkirche. Den einfach zusammensetzbaren Bausatz für das kleine, hölzerne Gotteshäuschen hat laut Krengel ein Schreiner gebaut.