Anschläge: Forscher fordert frühe Diagnostik für anfällige Menschen

Anschläge: Forscher fordert frühe Diagnostik für anfällige Menschen
22.05.2025
epd
epd-Gespräch: Holger Spierig

Bielefeld (epd). Der Extremismusforscher Andreas Zick fordert nach dem Anschlag in Bielefeld mehr Prävention und eine stärkere internationale Zusammenarbeit. Es müsse mehr in eine frühe Diagnostik der Bedrohung durch gewaltorientierten Extremismus investiert werden, sagte Zick dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag. Diese sollte dann in Gefängnissen, Schulen sowie in Kommunen, in denen anfällige Menschen leben, angewendet werden. Eine psychosoziale Versorgung für nach Deutschland geflüchtete Menschen sei jedoch abgebaut worden.

Andere Länder investierten viel mehr in das Risiko- und Bedrohungsmanagement und arbeiteten enger mit weiteren Ländern zusammen, beklagte der Forscher. „Der Terror ist global, daher reichen nationale Strategien und Alleingänge nicht. “Es braucht ein Gesamtmaßnahmenpaket, das nun hoffentlich in der neuen Regierung entwickelt wird."

Radikalisierungen können nach den Worten Zicks auf ein Aufwachsen in Gewalt zurückgeführt werden. Die Täter hätten oft viel Gewalt erlebt und nicht verarbeitet. Terrororganisationen im Ausland würden gezielt anfällige junge Geflüchtete über soziale Netzwerke ansprechen und für Anschläge mobilisieren.

Für Terrornetzwerke seien junge geflüchtete Männer interessant, die psychische Probleme hätten und sich isoliert hätten, sagte der Direktor des Instituts für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld. Der Hass werde jedoch schon vorher aufgebaut. „Erlebte Vorurteile erleichtern die Propaganda der Terrornetzwerke“, sagte Zick.

Am frühen Sonntagmorgen hatte ein Mann eine Gruppe junger Erwachsener vor einer Bielefelder Bar mit Stichwaffen attackiert und mindestens fünf Menschen zum Teil schwer verletzt. Tatverdächtig ist ein 35-jähriger Syrer aus Harsewinkel, der seit Dienstag in Untersuchungshaft sitzt. Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen wegen des Verdachts auf eine religiös motivierte Tat übernommen. Laut Medienberichten soll der Mann Kontakte in die islamistische Szene gehabt haben.