Berlin (epd). Der Bundesverband „wir pflegen“ beklagt fehlende Entlastungsangebote für pflegende Familienangehörige. „Die Pflegeinfrastruktur muss massiv ausgebaut werden, um Angehörige zu entlasten und Berufstätigkeit zu ermöglichen“, sagte Geschäftsführerin Edeltraut Hütte-Schmitz am Donnerstag in Berlin. „Wenn wir passende Angebote schaffen, verhindern wir nicht nur den Ausstieg von Fachkräften aus dem Beruf, sondern wir gewinnen Arbeitskräfte zurück.“
Dass die Koalition die Kinderbetreuung ausbauen wolle, sei ein wichtiger Schritt, um die Erwerbstätigkeit von Frauen zu stärken: „Aber wer über Vereinbarkeit von Beruf und Familie redet, darf die Pflegenden nicht vergessen“, betonte Hütte-Schmitz.
In Deutschland übernehmen nach ihren Angaben rund sieben bis zehn Millionen Menschen, überwiegend Frauen, Pflegeverantwortung für Angehörige. „Sie können von Betreuungsquoten wie in der Kindertagesbetreuung nur träumen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege scheitert häufig an fehlenden Entlastungsangeboten wie Tagespflegen und ambulanten Pflegediensten“, sagte die Geschäftsführerin.
Der Versorgungsengpass sei gravierend: 86 Prozent der 5,7 Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland würden im häuslichen Umfeld versorgt. Rund vier Millionen von ihnen mit Pflegegrad 2 bis 5 haben den Angaben nach einen Anspruch auf teilstationäre Pflege. „Tatsächlich stehen bundesweit aber nur rund 120.000 Tagespflegeplätze zur Verfügung - ein Versorgungsgrad von lediglich drei Prozent“, sagte Hütte-Schmitz.