Hinweise auf islamistisches Motiv für Messerattacke von Bielefeld

Hinweise auf islamistisches Motiv für Messerattacke von Bielefeld
Zwei Tage nach der Tat sitzt der mutmaßliche Messerangreifer von Bielefeld in Untersuchungshaft. Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen. Denn ein islamistisches Motiv wird vermutet.

Karlsruhe, Bielefeld (epd). Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen zur Messerattacke von Bielefeld übernommen. „Es besteht der Verdacht, dass die Tat religiös motiviert war und als Angriff auf die freiheitliche demokratische Grundordnung zu verstehen ist“, teilte die Anklagebehörde am Dienstag in Karlsruhe zur Begründung mit. Gegen den Beschuldigten bestehe der dringende Verdacht des versuchten Mordes und der gefährlichen Körperverletzung.

Tatverdächtig ist ein 35-jähriger Syrer. Er sitzt in Untersuchungshaft. Der Mann soll am frühen Sonntagmorgen eine Gruppe junger Erwachsener vor einer Bielefelder Bar mit Stichwaffen attackiert haben und dann geflüchtet sein. Vier von ihnen wurden lebensgefährlich verletzt, sie sind aber inzwischen außer Lebensgefahr.

Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) erklärte in Berlin, die Hinweise hätten sich verdichtet, dass der Täter aus einer islamistischen Motivation heraus handelte. Der Messerangriff sei von erschütternder Brutalität gewesen, mehrere Angegriffene seien nur knapp mit dem Leben davongekommen. Islamistischer Terrorismus sei eine der größten Gefahren für die innere Sicherheit in Deutschland, sagte Hubig.

Der mutmaßliche Täter war am späten Montagabend in Heiligenhaus im Kreis Mettmann festgenommen worden. Zeugenhinweise hätten zu dem Fahndungserfolg geführt, erklärten Staatsanwaltschaft und Polizei Bielefeld. Ein Haftrichter ordnete Untersuchungshaft an.

Polizisten eines Spezialeinsatzkommandos durchsuchten nach Polizeiangaben in Heiligenhaus mehrere Gebäude. Gegen 23 Uhr sei der Mann festgenommen worden. Er habe Widerstand geleistet und sei bei der Festnahme leicht verletzt worden.

Der Syrer hat eine befristete Aufenthaltserlaubnis. Er lebte in einer Unterbringung in Harsewinkel im Kreis Gütersloh. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hatte ihm nach Angaben der nordrhein-westfälischen Landesregierung im Dezember 2023 den Aufenthaltsstatus des subsidiären Schutzes erteilt. Er erhielt von der Ausländerbehörde des Kreises Gütersloh demnach eine befristete Aufenthaltserlaubnis bis Februar 2027. Der Syrer war den bisherigen Ermittlungen zufolge über die Türkei nach Europa eingereist.

Der mutmaßliche Täter ließ nach Polizeiangaben am Tatort eine Tasche zurück, in der sich Personaldokumente sowie eine Flasche mit einer nach Benzin riechenden Flüssigkeit befanden. Der Mann griff die jungen Menschen laut Polizei und Staatsanwaltschaft mit einem Messer und einem „speerähnlichen Gegenstand“ an.