Forschungsbericht beleuchtet Geschichte von Kinderkuren

Forschungsbericht beleuchtet Geschichte von Kinderkuren

Berlin (epd). Missstände in Kindererholungsheimen waren in der alten Bundesrepublik einer Untersuchung zufolge weit verbreitet. Häufig hätten angemessene pädagogische Konzepte und Fachpersonal gefehlt, und die Aufsicht sei unzureichend gewesen, heißt es in einem am Donnerstag von der Berliner Humboldt-Universität vorgestellten Forschungsbericht.

Zwischen 1951 und 1990 haben demnach zwischen 9,8 und 13,2 Millionen westdeutsche Kinder Aufenthalte in diesen Heimen durchlaufen. Dabei seien viele Kinder Missständen wie mangelnden hygienischen Verhältnissen, schlechter Betreuung und Zwangsmaßnahmen bis hin zu physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt ausgesetzt gewesen.

Die Spannbreite zwischen den Heimen sei sehr groß gewesen, hieß es weiter. Viele Kinder berichteten von positiven Erinnerungen an ihre Kuraufenthalte. Die Untersuchung mache aber deutlich, dass es sich bei Missständen nicht um Einzelfälle gehandelt habe, sondern dass sie strukturell bedingt gewesen seien.

Im Fokus des Berichts stehen Heime von Caritas, Diakonie und Deutschem Roten Kreuz, die zu den größten Heimträgern zählten, hieß es. Die Deutsche Rentenversicherung und ihre Vorgängerorganisationen hätten ebenfalls Heime unterhalten und jahrzehntelang Kinderkuren finanziert. Insgesamt identifiziert der Bericht mehr als 2.000 Einrichtungen im Bundesgebiet.

Caritas-Präsidentin Eva Welskop-Deffaa bedauerte, dass Kinder statt Fürsorge und Geborgenheit „Demütigung und Schmerz erfahren“ hätten. Für die Geschichte von Kindererholungsmaßnahmen müssten Orte oder Momente der Erinnerung geschaffen werden.