Berlin (epd). Ob Bildung, Freizeitangebote oder Verkehrsanbindung: Die Voraussetzungen für Kinder und Jugendliche, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, unterscheiden sich innerhalb Deutschlands einer Studie zufolge enorm. „Chancengleichheit? Fehlanzeige!“, heißt es in der Untersuchung des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung, der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und der Wüstenrot Stiftung. Die am Montag veröffentlichte Studie gibt auch eine Reihe von Empfehlungen, um die Lage zu verbessern.
Für die Erhebung analysierte das Forschungsteam Daten unter anderem zu Kinderarmut, dem Angebot an Ausbildungsplätzen, der Erreichbarkeit von Schulen und der Breitbandversorgung. Anhand dieser Daten wurden alle 400 Landkreise und kreisfreien Städte in Deutschland miteinander verglichen. Zusätzlich führte das Forschungsteam in bestimmten, als exemplarisch ausgewählten Gegenden Interviews mit Kindern und Jugendlichen sowie Fachkräften aus der Kinder- und Jugendarbeit.
Die Unterschiede zwischen den Regionen seien „teils gravierend“, heißt es in der Studie. Beispielsweise verließen im Kreis Stendal im Norden von Sachsen-Anhalt rund 15 Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Schulabschluss. In München liege die Quote bei nur drei Prozent. „Noch größer sind die Unterschiede bei der Kinderarmut“, heißt es weiter: „In manchen Ruhrgebietsstädten wachsen 20 bis 30 Prozent der Kinder in Armut auf - in wirtschaftlich starken, ländlichen Regionen Süddeutschlands liegt der Wert unter vier Prozent. Von Chancengleichheit kann da keine Rede sein.“
Die Gespräche mit den jungen Menschen ergaben der Studie zufolge, dass sich deren Interessen überall stark ähneln, egal ob auf dem Land oder in der Stadt. „Sie wollen Freunde treffen, gemeinsam Sport treiben, Musik machen oder digitale Medien nutzen.“ Dabei wünschten sich die Kinder und Jugendlichen nicht nur „fertige Angebote“ sondern auch „Räume, die sie selbst gestalten können“.
Die Autorinnen und Autoren der Studie raten deshalb unter anderem dazu, jungen Menschen mehr Mitspracherechte zu geben. „Kommunen sollten bei so vielen Entscheidungen wie möglich junge Menschen beteiligen und ihre Ideen zur Stadt- und Verkehrsplanung aufnehmen“, schreiben sie. Empfohlen werden auch „gezielte Investitionen in die Qualität von Bildungseinrichtungen“, der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und mehr kostenlose Freizeitangebote im Bereich Kultur und Sport.