Berlin (epd). Die Holocaust-Überlebende und Zeitzeugin Margot Friedländer ist am Freitag im Alter von 103 Jahren in ihrer Geburtsstadt Berlin gestorben, wie ihre Stiftung am Abend mitteilte. Friedländer habe sich seit der Rückkehr nach Deutschland 2010 unermüdlich für Versöhnung und Erinnerung eingesetzt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte: „Sie hat unserem Land Versöhnung geschenkt - trotz allem, was die Deutschen ihr als jungem Menschen angetan hatten. Für dieses Geschenk können wir nicht dankbar genug sein.“
Friedländer wurde am 5. November 1921 in Berlin geboren. Die Eltern und ihr Bruder wurden Opfer der Schoah, sie selbst versteckte sich über viele Monate im Untergrund in Berlin und überlebte das Konzentrationslager Theresienstadt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ging Margot Friedländer mit ihrem Mann nach New York. Erst 2003 besuchte sie erstmals wieder ihre Geburtsstadt und kehrte 2010 endgültig nach Berlin zurück.
Seit ihrer Rückkehr habe sie unzählige Schulen besucht und junge wie ältere Menschen ermutigt, das, was damals geschehen war, nie wieder zuzulassen, erklärte die Margot-Friedländer-Stiftung: „Ihre Worte 'Seid Menschen' haben Millionen von Menschen bewegt.“
Bundespräsident Steinmeier betonte: „Bis ins hohe Alter hinein berichtete sie hier und in ganz Deutschland von ihrem Schicksal, trat für Demokratie und Menschenrechte ein, wandte sich gegen Hass und jede Form von Rassismus, Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit. Sie wusste, was Menschen anderen Menschen antun können. Und deshalb war es ihr so wichtig, dass die Erinnerung an die Zerstörung von Recht, Freiheit und Demokratie weitergetragen wird.“
Friedländer wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Großen Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und der Ehrenbürgerschaft in Berlin. „Nie klagte sie an. Margot Friedländer hat jeden, der ihr begegnete, mit ihrer Wärme, ihrer Zugewandtheit, ihrer ungeheuren Kraft beeindruckt. Ihre tiefe Menschlichkeit hat mich im Innersten berührt“, schrieb Steinmeier: „Wir verneigen uns vor Margot Friedländer, dieser wunderbaren deutschen Jüdin aus Berlin.“