Bischof Wiesemann: "Ich schäme mich persönlich"

Bischof Wiesemann: "Ich schäme mich persönlich"

Speyer (epd). Nach der Veröffentlichung der ersten Teilstudie zu Missbrauchsfällen im katholischen Bistum Speyer hat Bischof Karl-Heinz Wiesemann am Freitag die Betroffenen um Vergebung gebeten. „Ich schäme mich persönlich und stelle mich meiner Verantwortung für alles, was durch mich oder unter meiner Leitung geschehen ist oder unterlassen wurde“, sagte er in einer Stellungnahme zu den Erkenntnissen der Mannheimer Historikerin Sylvia Schraut. Wiesemann sprach von „himmelschreiendem Unrecht“, das gerade in kirchlichen Heimen geschehen sei.

Vor dem Hintergrund eines überhöhten Amtsverständnisses, der Tabuisierung von Missbrauch in der katholischen Kirche und den damit verbundenen „verhängnisvollen Schweigespiralen“ habe er den kirchlichen Reformprozess „Synodaler Weg“ in Deutschland mit angestoßen, sagte der Bischof. „Wir wollen alles tun, damit unsere Kirche ein sicherer Ort für alle ist“, betonte er.

Auch Generalvikar Markus Magin entschuldigte sich bei den Betroffen für das Leid, das ihnen zugefügt wurde. Die ersten Schritte der 2024 erarbeiteten verbindlichen Leitlinien für eine Gedenkkultur im Bistum Speyer seien inzwischen getan. Von der Kirche verliehene Ehrungen seien den Tätern beispielsweise mittlerweile schriftlich aberkannt worden, berichtete Magin. Der Generalvikar kündigte die zeitnahe Errichtung eines Mahnmals an die Missbrauchsgeschehnisse im Bistum Speyer an.

Die am Donnerstag veröffentlichte Teilstudie zum Missbrauchsgeschehen geht für den Zeitraum zwischen 1946 und 2023 von 109 im Bistum beschäftigten Klerikern aus, die des sexuellen Missbrauchs beschuldigt oder überführt worden seien. Hinzu kämen weitere 41 beschuldigte Angestellte, Ehrenamtliche und Ordensleute. Vor allem katholische Kinderheime und Internate mit ihren strengen Hierarchien und autoritären Erziehungskonzepten seien lange Zeit „Hotspots des sexuellen Missbrauchs“ gewesen, heißt es in dem Bericht.

Der Vorsitzende des Betroffenenbeirats für das Bistum Speyer, Bernd Held, begrüßte die jetzt vorliegende Teilstudie und sicherte seine Mitarbeit an dem bis 2027 vorzulegenden zweiten Teil zu. Er wünschte sich eine schnellere Kommunikation zwischen Beirat, Aufarbeitungskommission und Bistumsleitung.