Bremerhaven (epd). Sie heißen Mamertus, Pankratius, Servatius, Bonifatius und kalte Sophie und markieren die Tage vom 11. bis 15. Mai, die für die Eisheiligen stehen, ein besonderes Wetterphänomen im Frühjahr. Dann nämlich, so besagen alte Bauernregeln, kann es noch einmal richtig kalt werden. Sogar Frost ist möglich, der jungen Pflanzen und frischen Trieben schadet. „Da ist was dran“, sagt Annika Brieber, Meteorologin im Bremerhavener Klimahaus, dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Aber auf den Zeitraum kann man sich nicht hundertprozentig verlassen. Die Eisheiligen halten sich nicht an den Kalender.“
Früher haben die Bauern das geflügelte Wort „pflanze nie vor der kalten Sophie“ beherzigt, womit der 15. Mai gemeint ist. Tatsächlich könne es sein, dass im Mai kalte Polarluft Deutschland erreiche, erläutert Wetter-Expertin Brieber. „In der Übergangszeit bricht über dem Nordpol der Polarwirbel zusammen, der die kalte Luft festhält, die dann zu uns kommt.“ Das sei für Mitteleuropa durchaus typisch und werde als meteorologische Singularität bezeichnet. Die Wahrscheinlichkeit für späte Fröste sei im Mai generell erhöht, „aber eben nicht speziell an den Tagen der Eisheiligen“.
Annika Brieber hat da vielmehr einen Zeitkorridor im Blick, der mehrere Wochen im Mai umfassen kann, auch schon die Tage Anfang des Monats. „So war das in diesem Jahr auch“, sagt die Meteorologin. Mit dem Setzen junger Pflanzen bis Mitte Mai und darüber hinaus zu warten, sei insofern „keine schlechte Idee“ - auch wenn es keine langjährigen Messreihen gebe, die zeigten, dass es eine statistisch signifikante Häufung von Frost- oder Kälteeinbrüchen exakt im Zeitraum der Eisheiligen gebe.
Der Begriff „Eisheilige“ stammt aus historischen Beobachtungen, als Kälterückschläge in der zweiten Maidekade häufiger auftraten. Eine päpstliche Kalenderreform im 16. Jahrhundert hat zudem das Zeitfenster verschoben, sodass die Regel heute noch weniger exakt zutrifft.
Und der Klimawandel, hat der einen Einfluss? „Um das zu zeigen, reichen die verfügbaren Messdaten nicht“, sagt Brieber, ergänzt aber auch: „Physikalisch ist es nachvollziehbar, dass die Erwärmung der Atmosphäre zu einer schnelleren Instabilität des Polarwirbels beiträgt.“
Bleibt noch die Frage, was mit der sogenannten „Schafskälte“ ist, die in etwa zwischen dem 4. und 20. Juni mit kühleren Temperaturen auf uns zukommt. Die Wahrscheinlichkeit dafür sei höher als fifty-fifty, bestätigt Brieber: „Die wärmer werdenden Landmassen saugen kühlere Luft vom Meer an.“ Sie bringe auch Feuchtigkeit mit und lasse die frisch geschorenen Schafe frieren.