Düsseldorf (epd). Die Pläne der neuen Bundesregierung zur Arbeitszeit sind nach Erkenntnissen der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung ungeeignet, das Wirtschaftswachstum langfristig zu stärken. Vorhaben der Koalition aus CDU, CSU und SPD, die Höchstarbeitszeit wöchentlich statt pro Tag zu regeln, und Überstunden finanziell attraktiver zu machen, seien aus zwei Gründen nicht geeignet, teilte die Stiftung am Mittwoch in Düsseldorf mit. Zum einen könne „eine Deregulierung der täglichen Arbeitszeit bestehende gesundheitliche Probleme in der Erwerbsbevölkerung verschärfen“. Und zum anderen bestehe die Gefahr, dass eine Ausweitung der Erwerbsarbeitszeit die Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter verschlechtere.
„Damit dürften die im Koalitionsvertrag formulierten Ideen wirtschaftlich eher kontraproduktiv wirken“, kritisierte die Stiftung.
Die Böckler-Stiftung hat nach eigener Darstellung politische Initiativen untersucht, die den von der neuen Regierung formulierten Ideen sehr ähnlich gewesen sind. Mit einer wöchentlichen statt täglichen Höchstarbeitszeit gebe es die Möglichkeit sehr langer Arbeitstage, hieß es. Doch lange Erwerbsarbeitszeiten führten zu mehr krankheitsbedingten Ausfällen.
Zu den Gesundheitsrisiken gehörten etwa psychosomatische Beschwerden, Herz- und Kreislauferkrankungen, Magen-Darm-Beschwerden oder Schlafstörungen. Zudem steige die Unfallhäufigkeit nach der achten Arbeitsstunde exponentiell, sodass Arbeitszeiten über zehn Stunden täglich hochriskant seien.
Forderungen nach längeren Erwerbsarbeitszeiten ignorierten zudem die Existenz unbezahlter Arbeit, die überwiegend Frauen leisteten. Betreuungskonflikte würden durch weiter entgrenzte Arbeitszeiten also eher verschärft als gelöst. Das begünstige traditionelle Rollenverteilungen und stehe der Gleichberechtigung entgegen, hieß es.