Genf (epd). Rund 110.000 Afghaninnen und Afghanen sind nach UN-Angaben innerhalb eines Monats aus Pakistan abgeschoben worden. Die Menschen hätten Pakistan teils unter erheblichem Druck verlassen und ihre alte Heimat zwischen Anfang April und Anfang Mai erreicht, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Dienstag in Genf mit. Die meisten von ihnen befinden sich demnach in einer akuten Notsituation.
Pakistan beherbergt eine der weltweit größten afghanischen Exilgemeinden. Schätzungen zufolge leben dort zwischen drei und vier Millionen Afghaninnen und Afghanen, die aufgrund der zahlreichen Konflikte in das Nachbarland geflohen sind. Allein seit der Machtübernahme der Taliban 2021 haben laut der internationalen Denkfabrik „Crisis Group“ rund 400.000 Menschen in Pakistan Schutz gesucht. Im Herbst 2023 verkündete die pakistanische Regierung, dass alle afghanischen Staatsangehörigen ohne gültige Papiere - etwa 1,7 Millionen Menschen - das Land verlassen müssen. Ende März lief ein entsprechendes Ultimatum ab.
Die Abgeschobenen hätten ihren Besitz zurücklassen und ihre Arbeitsstellen aufgeben müssen, kritisierte IOM. Die Schwächsten unter ihnen, insbesondere Frauen und Mädchen, seien oft von ihren Familien getrennt und hätten keinen Zugang zu Unterkünften und Hilfen, warnte die stellvertretende IOM-Generaldirektorin Ugochi Daniels. Internationale Geber müssten ihre Zuwendungen aufstocken, um diese Menschen zu unterstützen.
Viele Afghaninnen und Afghanen leben seit Jahrzehnten ohne gültige Papiere in Pakistan. Viele von ihnen seien nach ihrer Rückkehr zahlreichen Gefahren ausgesetzt, warnten die Vereinten Nationen. Dies gelte vor allem für Frauen und Mädchen, deren Rechte die Taliban in Afghanistan massiv beschnitten haben. Auch ethnische und religiöse Minderheiten, Menschenrechtsaktivistinnen und Journalisten könnten bei der Rückkehr gefährdet sein.