Evangelischer Friedensbeauftragter fordert Verzicht auf Atomwaffen

Evangelischer Friedensbeauftragter fordert Verzicht auf Atomwaffen
Plädoyer für die Ächtung von Atomwaffen und Kritik an atomarer Aufrüstung: Friedensbewegte Christen feiern am Fliegerhost Büchel einen Gottesdienst zum jährlichen Friedensaktionstag.

Büchel, Bonn (epd). Am Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel in der Eifel haben kirchliche Gruppen am Samstag für eine Abschaffung von Atomwaffen demonstriert. Etwa 120 Menschen feierten nach Polizeiangaben vor dem Haupttor des Fliegerhorsts einen ökumenischen Gottesdienst, an den sich ein Kulturprogramm anschloss. Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Friedrich Kramer, sagte in seiner Predigt, Atomwaffen dürften keinen Platz mehr in der Welt haben: „Sie dürfen kein Mittel der Politik mehr sein und man darf nicht mit ihnen drohen.“

Kramer beklagte einen Anstieg atomarer Rüstung. „Darum ist gerade jetzt ein Verzicht der NATO auf einen atomaren Erstschlag nötig und wichtig“, sagte der mitteldeutsche Bischof. US-Atomwaffen dürften nicht weiter nach Osten verlagert werden, und aus Deutschland müssten alle Atomwaffen abgezogen werden. In Büchel im rheinland-pfälzischen Landkreis Cochem-Zell werden die letzten US-Atomwaffen in Deutschland vermutet. Kramer forderte die Bundesregierung auf, zur weltweiten Ächtung von Atomwaffen beizutragen und dem Atomwaffenverbotsvertrag beizutreten.

Der Theologe kritisierte neue „Festungen“ der Aufrüstung und Abschreckung. „Rache, Hass und Angst dürfen nicht das letzte Wort haben“, sagte Kramer. Er wies darauf hin, dass Jesus selbst bis zu seiner Kreuzigung ein Mann der Gewaltfreiheit gewesen sei. „Das bleibt für uns eine Herausforderung, wenn wir in seine Fußstapfen treten.“ Christen müssten sich in diese Diskussion einmischen: „Wir sind Teil der Friedensbewegung Gottes.“

Der seit 2018 jährlich begangene Friedensaktionstag in Büchel wird von der Projektgruppe „Kirchen gegen Atomwaffen“ veranstaltet, der Christinnen und Christen aus evangelischen Landeskirchen, dem Bistum Trier und der katholischen Friedensbewegung pax christi angehören. In diesem Jahr gab es erstmals einen Workshop für junge Menschen ab 15 Jahren unter dem Motto „Frieden? Alles andere als einfach“.

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Thorsten Latzel, und der katholische Trierer Bischof Stephan Ackermann hatten vor der Kundgebung erklärt, sie unterstützten die Forderung nach einer Abkehr von der Strategie der nuklearen Abschreckung. „Solange Atomwaffen existieren, bleiben sie ein großes Risiko“, heißt es in einem gemeinsamen Schreiben der beiden leitenden Theologen. Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der russischen Drohungen eines Atomkriegs seien die Kirchen besorgt, „dass ein atomarer Schlag am Ende einer Eskalationsspirale stehen könnte“.