Demokratie dank Ene Mene Muh

Kitakinder klatschen mit Erzieherin
Getty Images/iStockphoto/FatCamera
Durch Reime lernen Kleinkinder bereits das Prinzip der Entscheidungsfindung und Selbstbestimmung.
Politische Bildung in Kitas
Demokratie dank Ene Mene Muh
Wie wachsen Kinder zu mündigen Bürger:innen heran? Und was haben Auszählreime damit zu tun? Franziska Schubert-Suffrian ist Partizipationsexpertin für Kitas in ganz Deutschland und weiß: Kinder-Parlamente schaffen keine Gerechtigkeit.

Franziska Schubert-Suffrian hat über 40 Jahre praktische Erfahrung in Elementarpädagogik. Als Expertin für demokratische Bildung in der frühen Kindheit weiß sie: Es ist wichtig, früh anzufangen, um Kindern die Grundlagen von Selbstbestimmung, Aushandlung und demokratischen Entscheidungsprozessen zu vermitteln. Für die Diakonie Deutschland leitet sie das Projekt "Demokratiebildung in evangelischen Kitas und Familienbildungseinrichtungen".

Schubert-Suffrian betont: "Die Kita ist der erste Ort, an dem Demokratie für Kinder wirklich erlebbar wird." Sie hebt hervor, dass die Entwicklung demokratischer Werte bei Kindern langfristige Auswirkungen haben kann: "Es gibt wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Engagementforschung, die zeigen, dass die Erfahrungen, die Kinder in sehr jungen Jahren machen, langfristige Auswirkungen auf ihr Engagement bis ins hohe Alter haben können."

Die Pädagogin hat mehrere Bücher zum Thema Partizipation und Demokratie in der Kita geschrieben und berät Einrichtungen von Schleswig-Holstein bis nach Bayern und sogar in Österreich. Aus ihrer Erfahrung weiß sie, dass viele beim Thema Demokratie an klassische Kinder-Parlamente denken, diese aber nicht unbedingt der richtige Weg sind, die Kleinen an Beteiligungsprozesse heranzuführen. "Das setzt für mich ganz oft bei einer Elitenpartizipation an", sagt Schubert-Suffrian und ergänzt, dass es die Kinder ausgrenze, die noch nicht so sprachfähig seien wie andere, weil Deutsch vielleicht nicht ihre Muttersprache ist. 

Es gelte aber, gerade die Kinder mitzunehmen, die demokratische Aushandlungsprozesse nicht mit der Muttermilch eingesaugt haben oder nicht aus einem klassischen Mittelschichtmilieu kommen, beschreibt sie.

Pädagogin Franziska Schubert-Suffrian

Auszählreime spielten dabei eine wichtige Rolle und können als frühe Form demokratischer Entscheidungsfindung betrachtet werden. Franziska Schubert-Suffrian hebt hervor, dass solche Spiele bereits erste Schritte in Richtung Konsens darstellen. Diese Erfahrungen förderten nicht nur ihre sozialen Fähigkeiten, sondern lehrten sie auch, die Bedeutung von Selbstbestimmung und Mitsprache zu verstehen.

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"Das Üben von Aushandlungsprozessen in jungen Jahren ist entscheidend dafür, dass Kinder später demokratisch handeln können und nicht einfach Autoritäten akzeptieren", betont die Pädagogin.

Grundlegend für Demokratie sei auch, dass Kinder ihre eigene Meinung und dadurch ein festes Selbstvertrauen bildeten. "Es ist wichtig, dass Kinder die Möglichkeit haben, ihre eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen und darauf angemessen zu reagieren. Dies ist ein entscheidender Schritt zur Entwicklung von Selbstbewusstsein und Selbstwirksamkeit", sagt Schubert-Suffrian.

Das funktioniere, in dem die Schützlinge schon früh eigene Entscheidungen treffen dürfen. Etwa, wenn es darum geht, welche Kleidung sie draußen zum Spielen anziehen wollen. Dabei nehmen die pädagogischen Fachkräfte eine wichtige Rolle ein, sagt Schubert-Suffrian: "Ich erwarte von den pädagogischen Fachkräften, dass sie das möglichst weitreichende  Selbstbestimmungsrechte der Kinder im Team verankern." Auch wenn das heißt, das manches Kind im Winter barfuß nach draußen rennt.