epd-Chefredakteur: Christlicher Blick auf Welt ist gefragt

Portrait vom epd-Chefredakteur Karsten Frerichs vor blau-weißer Wand.
epd-bild/Heike Lyding
epd-Chefredakteur Karsten Frerichs ist überzeugt: Die Evangelische Kirche leistet mit den von ihr getragenen Medien einen gesellschaftsdiakonischen Beitrag zum gelingenden Zusammenleben - "ja, zu nichts weniger als dem Schutz der Demokratie".
Evangelische Publizistik
epd-Chefredakteur: Christlicher Blick auf Welt ist gefragt
Medienexperten haben am Starnberger See über die Zukunft der Evangelischen Publizistik diskutiert. Sie sind sich einig: Wo evangelischer Journalismus draufsteht, muss evangelischer Journalismus drin sein.

Experten aus ganz Deutschland haben am Donnerstag über die Bedeutung der Evangelischen Publizistik diskutiert. Der christliche Blick auf die Welt sei in der Gesellschaft weiter gefragt, auch wenn die Kirche als Institution an Größe und Rückhalt verliere, sagte der Chefredakteur der Zentralredaktion der Nachrichtenagentur "Evangelischer Pressedienst" (epd), Karsten Frerichs, bei der Tagung "Evangelische Publizistik - wohin?" in der Evangelischen Akademie Tutzing.

Die Evangelische Kirche leiste mit den von ihr getragenen Medien einen gesellschaftsdiakonischen Beitrag zum gelingenden Zusammenleben - "ja, zu nichts weniger als dem Schutz der Demokratie", sagte Frerichs weiter. Zugleich warnte er davor, professionelle journalistische Standards nur zu imitieren, um Öffentlichkeitsarbeit und Institutionenkommunikation unter dem Deckmantel des Journalismus zu betreiben.

"Wo evangelischer Journalismus draufsteht, muss evangelischer Journalismus drin sein! Und von seiner Funktion her ist und bleibt Journalismus untrennbar mit dem Adjektiv 'unabhängig' verbunden", betonte Frerichs. Mit einer Imitation von Journalismus würde die evangelische Kirche ihren gesellschaftsdiakonischen Auftrag verfehlen.

Der Präsident des Kirchenamtes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Hans Ulrich Anke, machte sich dafür stark, die Kräfte in der kirchlichen Kommunikation zu bündeln. Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit und Wirksamkeit sei dies "längst schon überfällig". Bislang fehle es an verbindlicher Steuerung, sagte Anke angesichts der föderalen Struktur im deutschen Protestantismus.

Zugleich betonte der promovierte Jurist, dass die Kirche das kritische Potenzial von professionellem Journalismus brauche. Für den Evangelischen Pressedienst (epd) sei dessen redaktionelle Unabhängigkeit eine "Notwendigkeit". "Als anerkannter Anbieter im säkularen Medienmarkt ist er in besonderer Weise den Regeln des seriösen Nachrichtenjournalismus und strenger Überparteilichkeit unterworfen", betonte Anke.

"Kommunikations- und Medienarbeit bündeln"

Auch der Direktor des Evangelischen Presseverbands für Bayern (EPV), Roland Gertz, sprach sich für eine Bündelung der Kommunikations- und Medienarbeit aus. Dies sei nun durch die Gründung des "Campus Kommunikation" im Raum der bayerischen Landeskirche geschehen. Die Grundidee sei dabei, die Medienarbeit unter einem Dach zu bündeln; Herzstück des Campus sei die Content-Produktion, also die Produktion von Inhalten.

Dem "Campus Kommunikation" gehören Beschäftigte des EPV sowie Mitarbeitende der Landeskirche an, etwa das Team der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit/Publizistik sowie die Rundfunkbeauftragten für den Bayerischen Rundfunk. Eine "Sonderrolle" in der Neustrukturierung nimmt dabei laut Gertz der epd-Landesdienst Bayern ein, der aktuell eine Abteilung im EPV ist. Es sei ein ganz entscheidender Punkt, dass die unabhängige Berichterstattung des epd gewährleistet bleibe.

Auch die Chefredakteurin des evangelischen Monatsmagazins "chrismon", Ursula Ott, wies darauf hin, dass eine strikte Trennung von Journalismus und Kirchen-PR wichtig sei. Das "chrismon"-Team suche nach interessanten Geschichten und Personen. Dabei spiele es keine Rolle, ob die Personen, über die man schreibe, evangelisch seien. Druck von der Kirchenleitung habe sie wegen der Themenauswahl oder -bearbeitung noch nie bekommen.

Diese redaktionelle Freiheit bestätigte auch die Theologin Stefanie Schardien, die seit 2019 zum Team des "Wortes zum Sonntag" in der ARD gehört. Das Format sei eine Verkündigungssendung mit deutlichen journalistischen Inhalten und ein Kommentar zum Zeitgeschehen aus evangelischer und katholischer Sicht. "Wir sind eine Stimme im Konzert der journalistisch-medialen Berichterstattung", sagte Schardien.

Druck oder Beeinflussung von oben gebe es nicht. Ihre Themen, über die sie sprechen wolle, suche sie sich selbst aus, betonte Schardien, die an diesem Freitag (1. März) offiziell Theologische Geschäftsführerin des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP) und Medienbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) wird.